Warum wir tun, was wir tun

Das menschliche Gehirn ist ständig auf der Suche nach Mustern, um über gewisse Dinge nicht mehr aktiv nachdenken zu müssen. Wir sind unglaublich gut darin gewisse Abläufe im Autopilot zu vollziehen, da Gewohnheiten unser Leben einfacher machen. Denk nur daran wie konzentriert du bei deiner ersten Autofahrt deinen Fuß von der Kupplung genommen hast und dir das Auto trotzdem manchmal abgestorben ist. Zu Beginn ist es enorm fordernd und nach einem halben Jahr denkt man über das Fahren an sich nicht mehr nach und kann sich komplett auf den Verkehr und die Umgebung konzentrieren.

Genauso versucht das Gehirn so viele Abläufe wie möglich im Alltag zu automatisieren und deshalb schreibt auch der Investmentguru Warren Buffett:

„Die Ketten der Gewohnheit sind zu leicht, um sie wahrzunehmen, bis sie zu schwer sind, um sie zu zerbrechen“

Wahrscheinlich hast auch du eine gewisse Morgenroutine, die sich jeden Tag wiederholt, ohne bewusst darüber nachzudenken. Dies kann sich jeden Tag positiv auswirken, wenn du gesunde Gewohnheiten hast oder du sabotierst dich jeden Tag unbewusst selbst.  

Die Problematik dabei ist nämlich, dass Dinge, die langfristig positiv für uns sind und uns Stolz machen, oft kurzfristig unangenehm sind. Krafttraining oder Ausdauersport sind super Beispiele, da es natürlich anstrengend ist und oft Überwindung kostet sich dafür aufzuraffen. Macht man es allerdings regelmäßig hat man enorme Freude damit und beeinflusst sein gesamtes Leben positiv durch mehr Energie und Ausstrahlung.

Bei negativen Gewohnheiten ist es oft genau umgekehrt. Sie fühlen sich kurzfristig gut an, haben langfristig aber negative Folgen. Darum ist es so einfach sich daran zu gewöhnen einen Donut oder Kekse zu kaufen, obwohl uns eigentlich selbst bewusst ist, dass wir es nicht tun sollten. Isst man beispielsweise jeden Tag nach dem Mittagessen etwas Süßes, dauert es nicht mal eine Woche und der Körper verlangt richtig nach einer kleinen Nachspeise. Der Grund dafür ist, dass wir sofort Serotonin ausschütten wenn wir naschen und uns somit wohlfühlen. Langfristig führt es jedoch zu ungewünschtem Bauchfett und weniger Antrieb im Alltag.

Wichtig ist also sich bewusst zu sein, wie eine Gewohnheit entsteht um jene Dinge zu automatisieren, die sonst Willenskraft und Überwindung kosten. Charles Duhigg beschreibt die Schleife von Auslöser-Routine-Belohnung in seinem sehr empfehlenswerten Buch „Die Macht der Gewohnheit“. Es gibt also immer einen Auslöser, was eine gewissen Handlung, aber auch eine bestimmte Tageszeit sein kann. Danach führt man die Routine aus, also die eigentliche Gewohnheit. Der Grund warum wir es automatisch wiederholen ist, dass wir dafür eine Belohnung bekommen. Wichtig dabei ist, dass die Belohnung direkt nach der Routine kommt, damit man sie mit der Handlung verbindet. Deshalb ist es so einfach sich den Griff zu einer Nachspeise anzugewöhnen und vergleichsweise schwierig regelmäßig Sport zu treiben.

Wir müssen also versuchen Dinge, die wir regelmäßig machen möchten, so schnell wie möglich zu automatisieren. Ein Beispiel wäre immer gleich nach dem Zähneputzen 10 Liegestütze zu machen. Somit wäre der Auslöser das Zähneputzen, dass wir sowieso jeden Tag in der Früh machen und die Belohnung könnte das gute Gefühl sein, da man sofort wacher ist und sich gut fühlt. James Clear nennt die Methode „Habit Stacking“, also das Stapeln von Gewohnheiten. Man nimmt einfach eine Gewohnheit die man bereits hat und versucht eine positive Angewohnheit damit zu verknüpfen. Generell ist sein Buch „Die 1%-Methode“ enorm motivierend und beschreibt wie kleine Gewohnheiten unser Leben verändern können (deshalb ist das Buch auch in meiner persönlichen Top 10).

Oft können recht kurze Angewohnheiten unglaubliche Resultate bringen, wenn wir sie täglich machen. Beispielsweise kann man eine neue Sprache lernen, wenn man konsequent täglich 10 Minuten mit einer App wie Duolingo oder Babbel lernt. Auch beim Sport kann man sich in nur 2 Minuten super auspowern, wenn man versucht so viele Liegestütze wie möglich zu machen. Man sollte sich generell jeden Tag, wenn auch nur kurz, bewegen und zum Beispiel spazieren gehen oder Sport treiben. Bei der Fitness ist es nämlich wie beim Zähneputzen, Regelmäßigkeit ist der Schlüssel. Einmal im Monat für 2 Stunden Zähneputzen führt genauso wenig zu gesunden Zähnen, wie einmal im Monat Schwimmen oder Laufen zum Traumkörper führt.

Weitere Ideen wären Dehnen oder Yoga nach dem Aufstehen, Podcasts oder Hörbücher hören am Weg in die Arbeit und so weiter. Oft sind es die kleinen Veränderungen, die langfristig den Unterschied ausmachen. Such dir also einen Bereich in deinem Leben in dem du dich verbessern willst und versuch dann eine Gewohnheit zu bilden, die dich jeden Tag Schritt für Schritt deinem Ziel näher bringt. Du solltest nicht versuchen dein Leben von einem auf den anderen Tag komplett umzustellen. Starte mit einer positiven Gewohnheit und mache sie täglich konsequent bis es soweit automatisch ist, dass es schwieriger ist es nicht zu tun, als es zu tun.


Beitrag veröffentlicht

von