Ich bin immer auf der Suche nach Möglichkeiten, meine Gesundheit, Produktivität oder Wohlbefinden zu verbessern. Dabei habe ich auch kein Problem, mal etwas Seltsames oder Unangenehmes auszuprobieren. Doch wie mir mein Bruder das erste Mal davon erzählt hat, dass er sich beim Schlafen den Mund zuklebt, war ich trotzdem sehr überrascht. Es soll anscheinend zahlreiche positive Effekte haben, durch die Nase zu atmen.
Unsere Nase ist wichtiger als wir glauben
Die Schleimhäute und Härchen in der Nase helfen, die eingeatmete Luft zu befeuchten und zu filtern. Außerdem wird sie auf Körpertemperatur aufgewärmt, bevor sie in die Lunge einströmt.
Wenn du also ständig durch den Mund atmest, bekommst du anstatt der befeuchteten, gefilterten Luft, die trockene, kalte Luft in die Lunge. Dadurch trocknen die Nebenhöhlen aus, es verschlechtert unsere Mundhygiene, unsere Schlafqualität, unseren Herzkreislauf und unsere Blutsauerstoff Levels.
Deshalb kennen viele das Problem, dass sie in der Nacht mit einem trockenen Mund aufwachen und etwas trinken müssen.
Was ich auch noch nie gehört habe, aber sehr interessant ist, sind die positiven Effekte von Stickstoffmonoxid (NO). Es wurde 1992 vom Journal „Science“ zum Molekül des Jahres gekürt und der Nobelpreis der Medizin 1998 wurde an jene Forscher verliehen, die die positiven Effekte von Stickstoffmonoxid für das Herz-Kreislaufsystem entdeckten.
Dieses Stickstoffmonoxid wird in der Nase produziert und bei der Nasenatmung an die Lunge abgegeben.
Wir atmen zu viel
Der Autor des Buches „Erfolgsfaktor Sauerstoff„, Patrick McKeown, schreibt, dass es natürlich eine optimale Menge an Wasser und Kalorienzufuhr pro Tag gibt und so ist es auch bei der Atemluft. Man würde annehmen, dass der Körper reflexartig weiß, wie viel Luft er durchgehend braucht, doch das ist leider nicht der Fall. Zu viel Essen ist ungesund und so ist es auch, wenn wir zu viel atmen.
Unsere roten Blutkörperchen haben meist eine Sauerstoffsättigung zwischen 95 und 99 Prozent. Das ist selbst für das anstrengendste Training genug. In der Schule lernen wir meistens, dass Kohlenstoffdioxid CO2 nur ein Abfallgas ist, das ausgeatmet wird. Doch CO2 bestimmt, wie viel von den 95 bis 99 Prozent der Körper verwenden kann. CO2 ist also der Schlüssel, dass Sauerstoff von den roten Blutkörperchen abgegeben wird und vom Körper metabolisiert werden kann.
Wenn wir richtig atmen, sind die richtigen Mengen CO2 im Körper und wir atmen ruhig, kontrolliert und rhythmisch. Wenn wir zu viel atmen, wird die Atmung schwer, intensiv und unregelmäßig und dabei atmen wir zu viel CO2 aus. Dadurch ringt der Körper nach mehr Sauerstoff. Das Problem ist natürlich nicht zu wenig Sauerstoff im Blut, sondern dass zu wenig Sauerstoff ans Gewebe und die Organe abgegeben werden kann. Der Grund dafür ist, dass zu viel CO2 ausgestoßen wurde.
Dieser Effekt wurde bereits 1904 von dem dänischen Physiologen Christian Bohr, dem Vater des Physikers und Nobelpreisträgers Niels Bohr, entdeckt. Deshalb auch der Name Bohr-Effekt.
Auswirkungen auf Sport und Fitness
Im Buch findet man zahlreiche Beispiele über Sportler, die vom Autor gecoacht wurden, mit spannenden Ergebnissen. Gerade beim Aufwärmen ist es wichtig, durch die Nase zu atmen, um CO2 im Körper anzuhäufen.
Auch beim Ausatmen merkt man einen wesentlichen Effekt, den man selbst schnell testen kann. Wenn man durch den Mund gegen ein Glas ausatmet, sieht man wie viel Feuchtigkeit dabei verloren geht. Im Vergleich dazu läuft das Glas nicht ansatzweise so an, wenn man durch die Nase ausatmet.
Im Buch werden zahlreiche Übungen beschrieben, um sich an höhere CO2 Levels zu gewöhnen, für die ich mir nicht die Zeit nehme. Doch die Nasenatmung im Alltag zu integrieren soll schon viele positive Effekte mit sich bringen. Auch beim Sport soll man mehr durch die Nase atmen. Ich habe es schon öfter beim Laufen probiert. Man kann natürlich zu Beginn nicht gleich schnell laufen und man merkt richtig wie der Körper mehr Luft fordert. Du kannst es auch beim Spazierengehen versuchen und sobald man schneller geht oder bergauf geht wird es schon fordernd durch die Nase zu atmen.
Da ich absolut kein Ausdauersportler bin, kann ich nicht aus eigener Erfahrung berichten, ob sich die VO2max Werte, also die maximale Sauerstoffaufnahme, drastisch verbessern. Doch genau das prognostiziert der Autor.
Umstieg auf die Nasenatmung
Ich verstehe vollkommen, wenn deine erste Reaktion völlige Verstörtheit ist. Für mich war das Thema Nasen- vs. Mundatmung auch vollkommen neu. Aber was spricht dagegen, mal etwas neues auszuprobieren? Ich finde solche Themen super spannend.
Da es im Buch immer wieder empfohlen wird und man auch zahlreiche positive Berichte diesbezüglich findet, klebe ich mir beim Schlafen auch den Mund zu. Dadurch ist man mehr oder minder gezwungen durch die Nase zu atmen.
Es gibt sogar spezielle Mundtapes, die den Schlaf nachweislich positiv beeinflussen. Doch ein einfaches hypoallergenes, leichtes, 3M Microtape reicht vollkommen. Das ist auch das Tape das ich verwende und im Buch empfohlen wird. Die 12er Packung kostet nicht viel und eine Rolle hält ewig, da sie über 9 Meter lang ist und man für den Mund kein wirklich langes Stück braucht. Ich biege immer den Anfang des Tapes um nachdem ich einen Streifen abreiße, damit man es leichter von der Rolle und vom Mund nehmen kann.
Bevor man es das erste Mal beim Schlafen probiert, würde ich es zuerst am Tag probieren. So merkt man, dass es kein Problem ist durch die Nase zu atmen. Denn durch das Tape vor dem Schlafen gestresst zu sein, ist nicht Sinn und Zweck der Übung.
Beim Mundzukleben geht es auch nicht nur um die Zeit während man das Tape im Gesicht hat. Man lernt dem Körper wieder auf Nasenatmung umzustellen. Versuch mal darauf zu achten oder frag jemandem aus deinem Umfeld, ob du beim vertieften Arbeiten oder Netflix schauen, tendenziell durch die Nase oder durch den Mund atmest.
Erfolgsfaktor Sauerstoff – Patrick McKeown
Ich hab die englische Ausgabe „The Oxygen Advantage“ gelesen und das Thema war wirklich komplett neu und dementsprechend spannend für mich. Der Artikel war natürlich viel zu kurz um die wichtigsten Aussagen aus dem Buch zusammenzufassen. Allerdings ist das Buch mit allen Übungen auch etwas langatmig. Die Kernaussage ist, das wir auf Nasenatmung umstellen sollten:
Breath – James Nestor
Ein weiteres Buch zum Thema Atmung, das oft empfohlen wird, ist der New York Times Bestseller Breath von James Nestor:
Abschließend noch ein Zitat von Joseph Pilates:
„Physical fitness is the first requisite of happiness.“
Hier eine Bücherliste, falls du auf der Suche nach neuen Büchern bist. Wenn du noch nie Hörbücher probiert hast, kann ich dir das Probeabo von Audible empfehlen. Kostet nichts, ist jederzeit kündbar und du kannst dir das Buch auch nachher noch behalten.
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