Warum ich aufgehört habe Alkohol zu trinken

Unzählige Menschen nutzen die Fastenzeit um auf jene Dinge zu verzichten, die ihnen nicht gut tun. Neben Süßigkeiten und Social Media ist Alkohol-Fasten wohl ganz oben auf der Liste. Manche merken in dieser Zeit vielleicht, wie sich ihr Leben positiv verändert. Doch ganz aufzuhören Alkohol zu trinken scheint trotzdem unmöglich. Warum und wie ich aufgehört habe Alkohol zu trinken, erfährst du in diesem Artikel.

Die Anfänge

Als Jugendlicher habe ich, wie die meisten, jedes Wochenende getrunken. Ich genoss das Beisammensein mit Freunden und beim Fortgehen neue Leute kennenzulernen. Der Alkohol gehört da einfach dazu.

Ich mochte das Gefühl des Betrunkenseins nie sonderlich und bereute den Tag danach, wenn es mal wieder mehr geworden ist. Bereits relativ früh stellte ich mir die Frage, warum ich so dämlich bin und mich selbst vergifte. Allerdings kam es mir nicht in den Sinn, einfach nichts zu trinken. Es war zu normal.

Es gehörte für mich auch irgendwie zum Erwachsenwerden dazu. Beim Anstoßen mit Familie und Freunden fühlte man sich nicht mehr wie ein Kind. Außerdem war es eine Art Hobby und brachte Status, wenn man sich mit edlen Tropfen beschäftigt. Deshalb hatte ich auch eine Zeit, in der ich verschiedenste Sorten teuren Vodka und Gin zuhause hatte.

Was ich allerdings nie verstand, ist sich am helllichten Tag bis zum Stillstand der Pupillen zu betrinken. Auch den Abend mit dem Ziel eines Rauschs zu starten und das Beisammensein als sekundär zu betrachten, war für mich immer absurd.

Das fiel mir besonders auf, wenn ein Gastgeber fast schon beleidigt war, wenn ein Gast nichts trinken wollte. Man freute sich nicht darüber, mit der Person Zeit zu verbringen. Es war notwendig auch gemeinsam zu trinken.

Um ohne schlechtes Gewissen auf Alkohol zu verzichten, brauchte es meist einen triftigen Grund, wie Autofahren oder Krankheit. Recht viel mehr Gründe wurden nicht akzeptiert. Mit Ausnahme der Fastenzeit.

Mögliche Gründe

Es ist doch unsinnig, dass man einen Grund braucht um keinen Alkohol zu konsumieren. Man muss nach Argumenten suchen, warum man nichts trinkt, nicht anders herum. Viele vermuten dahinter vielleicht sogar ein Alkoholproblem in der Vergangenheit, ein einschneidendes Erlebnis oder negative Beispiele in der Familie. Doch all das gibt es bei mir nicht.

Vielmehr sollte die Frage doch sein, warum wird Alkohol getrunken?

Das Argument “Es schmeckt so gut” ist für mich eine klare Ausrede, um sich nicht mit den wahren Gründen beschäftigen zu müssen. Auch ein Donut schmeckt gut, und wird trotzdem nicht mehrmals pro Woche konsumiert. Und wenn einem Wasser zu fad schmeckt, ist ein Mineral-Zitrone ebenfalls kalt, prickelnd und erfrischend.

Viel zu oft wird Alkohol mit Entspannung und Freizeit verknüpft. Unbewusste Gewohnheiten sollten uns helfen Schritt für Schritt besser zu werden und nicht umgekehrt. Wenn wir schon ein Genussmittel konsumieren, dann wenigstens bewusst.

Generell ist Alkohol für viele eine Möglichkeit, aus dem Alltag auszubrechen und auch Normen zu brechen. Man versteckt sich hinter der Ausrede, betrunken gewesen zu sein. Allerdings hätte man es sowieso gerne getan, war jedoch zu prüde, es ohne Alkoholeinfluss zu tun.

Hätte ich beispielsweise Schwierigkeiten damit, fremde Leute oder Frauen anzusprechen, würde ich an mir selbst arbeiten, um diese Schwierigkeit zu überwinden. So wachsen wir in unserer Persönlichkeit. Trotzdem wählen die meisten den kurzfristig einfacheren Weg, Alkohol.

Zugegeben, ich hatte den großen Vorteil, dass ich erst 16 Jahre alt war, als die Beziehung mit meiner Freundin begann. Lies dazu auch “Die Illusion der perfekten Beziehung”. Das war sicherlich ein Faktor, der es erleichterte Alkohol aufzugeben.

Ich habe das Gefühl, manche identifizieren sich regelrecht damit, viel Alkohol trinken zu können. Das klingt vielleicht lächerlich, aber es ist die eine Sache, die sie gut können. So ist es schwierig, diese “Expertise” aufzugeben.

All das sind für mich keine Gründe, die die negativen Auswirkungen von Alkohol rechtfertigen.

Mir ist bewusst, dass ein Gläschen Rotwein zum Anstoßen meine Gesundheit kaum beeinflussen würde. Doch ich möchte Alkohol nicht den hohen Stellenwert geben, den er in unserer Gesellschaft genießt. Jedes erfreuliche Ereignis, sei es ein Geburtstag, eine Hochzeit oder ein Studienabschluss, wird mit Alkohol gefeiert. Das ist absurd.

Nüchtern betrachtet ist Alkohol nichts als ein Nervengift, das zugegeben, fein verpackt ist. Wahnsinn wie schräg es jetzt, mit etwas Abstand, für mich ist, dass das nicht mehr Menschen so sehen.

Wie ich aufgehört habe

Bereits mit 15 Jahren fing ich an regelmäßig ins Fitnessstudio zu gehen. Obwohl ich ab einem Alter von zweieinhalb Jahren in verschiedensten Sportvereinen war, hatte ich wenig Ahnung von Krafttraining und einer entsprechenden Ernährung. Deshalb fing ich an auf YouTube diverse Fitness-Influencer zu verfolgen.

Bis dahin las ich keine Bücher. Durch die Fitness-Videos stolperte ich immer weiter in Richtung Persönlichkeitsentwicklung. Es wurden verschiedenste Bücher empfohlen und immer wieder hervorgehoben, dass alle erfolgreichen Menschen lesen.

Das erste Buch, das ich kaum weglegen konnte war, “Die 4-Stunden-Woche” von Tim Ferriss. Er ist einer der Stars im Bereich Persönlichkeitsentwicklung und der Host von einem der größten Podcasts weltweit. Ich war begeistert. Es zeigte mir einen anderen Weg und dass ich mehr aus meinem Leben machen kann.

Plötzlich war ich darauf fokussiert mich selbst zu verbessern und zu optimieren. Wo ich früher im Sport und bei Computerspielen der Beste sein wollte, fing ich jetzt an die Fähigkeiten in meinem echten Leben zu verbessern. Neben dem Fitnessstudio fing ich an zu lesen und jede Minute produktiv zu füllen. Alkohol hatte dabei einfach keinen Platz.

Deshalb fing ich an immer weniger und weniger zu trinken. Ich realisierte, wie gut es mir damit ging. Es fehlte nichts. Ich war trotzdem gerne unter Leuten, konnte spannende Gespräche führen und hatte am nächsten Tag kein mulmiges Gefühl.

Zu Beginn des Studiums waren es dann schon nur noch homöopathische Dosen. Ein Rausch wurde zur Seltenheit.

Schließlich wettete ich mit einem Freund, die gesamte Fastenzeit nichts zu trinken. Anstatt das als Einschränkung zu empfinden, freute ich mich über einen sozial anerkannten Grund nichts zu trinken. Sonst trank ich häufig nur aus Höflichkeit mit.

Nach dieser positiven Erfahrung, reduzierte sich mein Alkoholkonsum immer weiter, bis zur nächsten Fastenzeit. Da beschloss ich ganz damit aufzuhören Alkohol zu trinken.

Ein Leben ohne Alkohol

Dieser enorme Fokus auf die Persönlichkeitsentwicklung ist heute schwächer als damals mit 18, wo man seinen Platz in der Welt sucht. Mittlerweile weiß ich, dass nicht jede freie Minute produktiv sein muss und nehme mir auch bewusst Zeit um abzuschalten. Doch die Einstellung zu Alkohol hat sich nicht geändert. Bei all dem, was ich erreichen und erleben möchte, brauche ich keinen Alkohol.

Selbst im Auslandssemester in den USA trank ich nichts, obwohl Fortgehen für viele Austauschstudenten wohl die wesentlichste Beschäftigung darstellte. Dafür hatte ich Zeit spannende Menschen kennenzulernen und kam ins Volleyballteam der Universität. In der Zeit, wo sich meine Kollegen jedes Wochenende in der selben Bar und im selben Club betranken, reiste ich in andere Städte, traf amerikanische Familien und spielte Turniere an verschiedensten Universitäten.

Da ich bereits seit weit über 5 Jahren nichts mehr trinke und generell mit Sport und Ernährung auf meine Gesundheit achte, kann ich leider nicht sagen, wie groß der positive gesundheitliche Effekt ist. Was ich allerdings sagen kann ist, dass ich mehr als zufrieden mit meiner Fitness bin und mich fast immer großartig fühle.

Darüberhinaus muss ich mir keine unnötigen Gedanken machen, wie ich gewisse Feierlichkeiten überstehe. Viele fürchten sich regelrecht, dass sie bei ihrem Geburtstag, beim Poltern oder bei der Hochzeit abgefüllt werden. Bei klassischen Traditionen wie “Brautverzahn” ist diese Angst auch nicht ganz unberechtigt. Solche Fragen stellen sich bei mir gar nicht. Ich weiß, dass ich mich bei allen Feierlichkeiten auf ein Zusammenkommen mit jenen Menschen freuen kann, die mir wichtig sind.

Es ist doch lächerlich, dass man sich auf einen Tag wie die Hochzeit, Ewigkeiten freut. Alle Menschen die einem wichtig sind, sind dabei. Die Kosten sind wohl die Ersparnisse eines ganzen Jahres. Und dann? Betrinkt man sich und kann sich vielleicht an den Abend selbst nicht mehr erinnern? Das ist absurd.

Für mich ist das heute vollkommen klar. Generell habe ich den Eindruck, dass es in der Gesellschaft üblicher wird, nichts zu trinken. Außerdem beeinflussen wir maßgeblich unser persönliches Umfeld. Wenn eine Person dabei ist, die nichts trinkt, reicht das häufig schon aus, um auch jemand anders die Rechtfertigung zu geben, nichts zu trinken.

Ich kann dir nur empfehlen, es selbst für dich auszuprobieren. Es muss ja nicht, wie bei mir, gar kein Alkohol sein. Es wäre schon großartig, nicht mehr aus einer Gewohnheit heraus zu trinken, sondern aus bewusstem Genuss.

Was mich allerdings am meisten stört, ist der Stellenwert von Alkohol, also dass Feierlichkeiten ohne Alkohol in unserer Gesellschaft undenkbar sind. Vielleicht ändert sich auch das in Zukunft.

Mehr dazu findest du in einem meiner ersten Artikel auf dieser Website: “Der Stellenwert von Alkohol”.

Buchempfehlung

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Abschließend noch ein Zitat von Jim Carrey:

„I’m very serious about no alcohol, no drugs. Life is too beautiful.“

Hier eine Bücherliste, falls du auf der Suche nach neuen Büchern bist. Wenn du noch nie Hörbücher probiert hast, kann ich dir das Probeabo von Audible empfehlen. Kostet nichts, ist jederzeit kündbar und du kannst dir das Buch auch nachher noch behalten.

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