Wir sind soziale Wesen und leben deshalb typischerweise in Hierarchien. Wenn wir das Wort Status hören, denken wir meist an die klassischen Statussymbole unserer Gesellschaft wie Reichtum, Beliebtheit und Macht. Deshalb hat Status häufig einen miesen Beigeschmack. Doch auch in einer Sportart top zu sein oder in einem speziellen Gebiet viel Wissen aufzubauen und ein Experte zu sein, hat etwas mit Status zu tun. Status ist also, gewollt oder ungewollt, ein zentraler Teil unseres Lebens und wir müssen lernen damit umzugehen.
Die ersten Schritte
Als Kind war mir der Status an sich nicht bewusst, doch er spielt bereits in jungen Jahren eine große Rolle. Es ist schwierig zu sehen, warum die eine beliebt ist und der andere schikaniert wird.
Ich war in der Sporthauptschule und somit war es, wie auch in anderen Schulen, bewundernswert, ein guter Sportler zu sein. Danach kommt das Alter in dem man anfängt fortzugehen. Plötzlich bekommt jemand Status, nur weil er viel trinken kann (leider hört diese Bewunderung oft selbst im Erwachsenenleben noch nicht auf).
An der Uni war es dann von Vorteil sich schnell Wissen anzueignen und im Studium schnell und erfolgreich voranzukommen. Nach der Uni hingegen wird dann geschaut, wer welchen Job bekommt. Im Job selbst geht das ganze Spiel natürlich wieder von vorne los.
Naval Ravikant ist der Meinung, dass Status-Spiele um jeden Preis vermieden werden sollten, da sie uns nicht glücklich machen. Doch er spricht dabei die zuvor erwähnten klassischen Statussymbole an wie eine teure Uhr, ein großes Auto, im Job viele Leute unter sich zu haben, Macht in der Politik auszuüben usw. Wenn man Status auf diese Weise definiert, bin ich voll und ganz seiner Meinung.
Doch auch wenn es dazu kommt ein erfülltes und ausgeglichenes Leben zu führen hat man gewisse Vorbilder, wie eben beispielsweise Naval Ravikant. Für mich ist auch das eine Form von Status, halt einfach in einem anderen Lebensbereich.
Genau deshalb ist es so wichtig sein Status-Spiel weise zu wählen. Wie Tony Robbins sagt: “Where attention goes, energy flows”. Deshalb ist es essentiell, dass wir uns klar machen, was wir selbst als bewundernswert und erstrebenswert erachten. Denn in die Richtung werden wir auch in unserem Leben gehen.
Status liegt im Auge des Betrachters
In den verschiedenen Lebensabschnitten haben wir unterschiedliche Werte. Was als Kind bewundernswert war, ist als Jugendlicher uninteressant und wird vielleicht als Erwachsener wieder wichtiger.
Früher war für mich Sport alles. Profi-Sportler waren für mich Vorbilder und bewundernswert. Das ist heute nicht anders, doch dass ich von einem Professor oder generell sehr belesenen Menschen begeistert bin, hätte ich mir früher nicht vorstellen können.
Status ist also für jeden unterschiedlich.
Ein Gewichtheber wird genau wissen, wer in seinem Sport die Nummer 1 ist und schaut vielleicht zu ihm auf, auch wenn ihn der Großteil der Bevölkerung nicht mal kennt. Ein Schachspieler ist vielleicht in der Schach-Community ein Star und fühlt sich außerhalb des Schach-Sports unwohl.
Wenn man als Programmierer arbeitet, klettert man in der Hierarchie, wenn man großartig programmieren kann. Als Portfoliomanager ist es beeindruckend, wenn jemand breites Wissen am Kapitalmarkt hat und die gemanagten Fonds über Jahre super performen. Uni-Professoren messen sich hingegen an der Anzahl der Top-Publikationen.
Man könnte ewig so weiter machen, aber ich glaube der Punkt ist klar. In jedem Bereich gibt es ein eigenes Status-Spiel.
Leider lässt sich immer noch ein großer Teil der Bevölkerung davon beeindrucken, Geld, Frauen und Berühmtheit zu haben. Doch mehr und mehr erfolgreiche Menschen gehen offen damit um, wie unglücklich sie sind, obwohl sie genau das haben, wofür andere sie beneiden.
Geld ist ein klassisches Beispiel, das viele als Statussymbol sehen, was aber für sich alleine mit Sicherheit kein gutes Ziel ist. Fokussieren wir uns nur auf Geld, überarbeiten wir uns, vernachlässigen unsere Gesundheit und sehen unsere Familie und Freunde nicht mehr.
Das genaue Gegenteil wäre, sich jeglicher gesellschaftlicher Konvention zu entziehen und so stark wie möglich gegen den Strom zu schwimmen. Allerdings ist man auch da in einer Gruppe, wo es bewundernswert ist, nichts von der Meinung anderer zu halten. Auch in dem Bereich gibt es also Status, nur in einer anderen Form. Wie der Musiker Alligatoah in seinem Lied Wie Zuhause singt: “Den Trend zu hassen ist auch nur ein Trend”.
Wähle das richtige Status-Spiel
Für unser Leben ist es also essentiell, was wir als erstrebenswert erachten und wen wir bewundern.
Für mich persönlich erstrebenswert sind:
- Dankbarkeit
- Hilfsbereitschaft
- Expertise
- Begeisterung für das was man tut
Wenn jemand, trotz schweren Umständen, voller Lebensfreude ist, dann ist das für mich beeindruckend. Dort ist Status (wenn man es so nennen möchte) absolut nichts schlechtes. Von diesen Menschen möchte ich auf jeden Fall so viel wie möglich lernen und ihre Lebensgeschichte hören.
Ein Beispiel für “Begeisterung für das was man tut” ist für mich Christian Heschl. Bei einem Event haben unter anderem er und ich kurze Vorträge gehalten. Er ist junger aufstrebender Filmmusik-Komponist. Bis dorthin kannte ich vielleicht Hans Zimmer und John Williams, aber ansonsten war dieses Feld für mich vollkommen fremd.
Auch wenn das überhaupt nicht mein Gebiet ist und ich selbst mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nichts komponieren werde, war ich von seinem Vortrag begeistert. Seine Augen haben richtig geleuchtet, als er übers Komponieren sprach.
Man hat in jedem Moment gemerkt, wie sehr er für das Thema brennt und in dem Bereich gibt er auch so Gas, dass er bereits jetzt beispielsweise für die Musik zur National Geographic Doku übers Okavango Delta prämiert wurde.
Im Leben so früh seine Leidenschaft zu finden und ihr mit Ehrgeiz nachzugehen, ist für mich schwer beeindruckend.
Spiel mehr als ein Spiel
Eine weitere Möglichkeit, um sich nicht in den Status-Spielen zu verlieren ist, einfach mehrere gleichzeitig zu spielen. Beispielsweise in den 5 Lebensbereichen, Persönlichkeit, Gesundheit, Finanzen, Beruf und Beziehungen.
Es ist wirklich traurig, wenn jemand in einem Bereich hohen Status genießt und diesen auf jeden anderen Lebensbereich überträgt. Ein Top-Manager beispielsweise glaubt, er ist unter den Eltern oder im Sportverein auch derjenige der den Ton angibt. Doch das ist kompletter Non-Sense.
Sich auch unterzuordnen und dadurch wieder lernfähig zu werden ist großartig. Doch vielen steht ihr riesiges Ego im Weg.
Wenn wir beispielsweise eine neue Sportart probieren, dann sollten wir versuchen nach Tipps zu fragen und uns aufs Lernen zu konzentrieren. Es macht wahnsinnig viel Freude etwas Neues zu lernen und den schnellen Fortschritt dabei zu erleben.
Ein weiterer wichtiger Aspekt bei mehreren Status-Spielen ist, dass wir unseren Selbstwert nicht mehr davon abhängig machen. Wenn wir uns nur auf eine einzige Sache konzentrieren, dann ist es enorm schwer in ein neues Umfeld zu wechseln.
Man ist beispielsweise eine Führungsperson im Unternehmen und wechselt den Job. Oder man ist im eigenen Sportverein immer der oder die beste gewesen und wechselt in einen anderen Verein, um in einer höheren Liga zu spielen. Fokussiert man sich nur auf die eine Sache, verliert man bei so einem Wechsel leicht sein Selbstvertrauen und beginnt sich selbst zu hinterfragen.
Wenn hingegen das Ziel ein erfülltes, glückliches Leben mit funktionierenden Beziehungen ist, sieht die Situation ganz anders aus. Wir machen unseren Selbstwert nicht mehr von unserer Leistung in einem bestimmten Bereich abhängig und sind mit uns selbst zufrieden, auch wenn wir durch einen gewissen Wechsel wieder in die Rolle des Lehrlings schlüpfen.
Wir sollten uns auf jeden Fall nie überlegen fühlen, nur weil wir in irgendeinem Bereich Status haben.
Trotzdem ist es erstrebenswert, in dem was wir tun großartig zu werden. Gebraucht zu werden und anderen helfen zu können macht uns einfach glücklich. Genau das ist der Fall, wenn wir Experten auf unserem Gebiet und somit Ansprechpartner werden.
Passend zu dem Thema sind auch die Artikel: “Die 1:100:1 Regel”, “Der Vergleich mit anderen” und “Stell niemanden auf ein Podest”.
Buchempfehlungen
Dein Ego ist dein Feind – Ryan Holiday
Eins der besten Bücher zu diesem Thema ist “Dein Ego ist dein Feind” von Ryan Holiday. Die englische Originalversion “Ego ist the Enemy” ist fürs Kindle derzeit sogar für nur 3,99 € zu kaufen:
Der Almanach von Naval Ravikant – Eric Jorgenson
Naval Ravikant ist eine beeindruckende Persönlichkeit. Im Finanzbereich reich geworden, trotzdem auf Lebensglück, Zufriedenheit und Wissen fokussiert. Das Buch über seine Ansichten ist absolut inspirierend und fürs Kindle sogar kostenlos:
Abschließend noch ein Zitat von Tony Robbins:
“Life is a gift, and it offers us the privilege, opportunity, and responsibility to give something back by becoming more.”
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