Das Leben ist nicht immer einfach. Immer wieder kämpfen wir mit harten Lebensphasen. Sei es ein Unfall, Schmerzen, eine Krankheit oder gar der Verlust eines geliebten Menschen. Doch sie gehören zum Leben dazu und geben uns wieder die richtige Perspektive. Plötzlich ist der Alltagsstress oder die blöde Meldung eines Kollegen unwichtig und wir fokussieren uns wieder auf die Dinge, die das Leben wirklich ausmachen. Vielleicht lernen wir dadurch auch wieder dankbar zu sein, für all die Dinge, die wir über die Zeit als selbstverständlich angesehen haben. Es sind auch genau die Zeiten, in denen wir am meisten über uns selbst lernen und persönlich wachsen können:
Aktiv Erleben
Es ist vollkommen verständlich, dass man sich in einer schweren Zeit wünscht, dass sie so schnell wie möglich vorbeigeht. Doch es ist auch eine Zeit, in der persönlicher Wandel möglich ist und wir gestärkt aus der Phase hervorgehen können.
Leider ist für viele die erste Reaktion Betäubung. Nach einer Trennung ist es üblich, mit seinen Freunden ordentlich zu trinken. Aber was soll das bringen, außer dass es die Situation hinauszögert und noch schwieriger macht? Irgendwann muss man sich selbst damit konfrontieren und je früher das passiert, desto besser.
Speziell in schweren Phasen müssen wir uns mehr Zeit für uns selbst nehmen. Es bringt natürlich nichts die Sache schön zu reden. Es wird eine Zeit lang hart werden. Das gehört nunmal leider dazu. Doch wie Winston Churchill einst gesagt hat “If you’re going through hell, keep going”.
Ein beeindruckendes Beispiel dafür war der Psychologe Viktor Frankl, der seine Erfahrungen aus den Konzentrationslagern in Büchern aufgearbeitet hat. Das wahnsinnig empfehlenswerte Buch “… trotzdem Ja zum Leben sagen” habe ich am Ende des Artikels verlinkt.
Verschieb es nicht glücklich zu sein
Wir verschieben es ständig glücklich zu sein. Ständig glauben wir, dass nur noch die eine Sache fehlt um glücklich zu sein. Wenn ich endlich den Studienabschluss habe, dann bin ich glücklich. Wenn ich endlich das neue Auto oder den neuen Laptop habe, dann bin ich glücklich. Wenn ich endlich einen Lebenspartner gefunden habe, dann bin ich glücklich.
Doch wie oft hast du dir das in der Vergangenheit bereits gedacht? Heute hast du all die Dinge, die früher fürs Glücklichsein gefehlt haben, aber natürlich hast du mittlerweile einen neuen Wunsch. Wir sind der Meinung, dass wenn sich der Wunsch erfüllt, endlich alles perfekt ist. Bis dorthin verschieben wir es zufrieden und glücklich im Moment zu leben.
Dieses Problem betrifft natürlich nicht die schwere Lebensphase an sich. Es geht darum, die schlechten Zeiten aktiv zu erleben, um in den “ganz normalen” Zeiten, also im Alltag, glücklicher zu sein.
Ein ganz simples Beispiel, das bestimmt jeder in dieser oder ähnlicher Form kennt: Du hast eine offene Stelle im Zahnfleisch oder eine Fieberblase. Es ist unangenehm und das Essen wird mühselig. Wir wünschen uns, endlich wieder normal und ohne schmerzen Essen zu können. Das Problem ist allerdings, dass wir nie dankbar und glücklich sind, einfach normal essen zu können. Das selbe gilt, wenn wir krank sind und wir uns einfach wünschen wieder fit zu sein. Nie sind wir im Alltag dankbar dafür, wenn wir mal einfach keine Probleme haben.
Wir leben in der ständigen Erwartung, dass das Leben in Zukunft besser wird. Nach Eintreten des gewünschten Ziels, glauben wir, dass wir glücklich sind. Doch die Ziellinie verschiebt sich andauernd. So leben viele Menschen bis ins hohe Alter, ohne je den Moment genossen zu haben.
Es gibt immer unzählige Dinge dankbar zu sein. Wir können uns auf genau diese Dinge konzentrieren oder eben auf das, was uns noch fehlt. Der Fokus auf das Positive ist nichts, was genetisch vorgegeben ist. Man bekommt die Sichtweise nur von seinen Eltern vorgelebt.
Wir können eine positivere Sichtweise trainieren und lernen. Zu Beginn erwischen wir uns dabei, wie wir uns selbst runterziehen und müssen aktiv versuchen für etwas in unserem Leben dankbar zu sein. Mit der Zeit wird es ein Automatismus und wir werden grundsätzlich glücklicher durchs Leben gehen.
Bienen und Fliegen leben in der selben Welt. Trotzdem werden Bienen immer zu den Blumen fliegen, während Fliegen um die Scheiße kreisen.
Wir lernen in den schwersten Phasen
Selten machen wir persönlich einen so gewaltigen Fortschritt, wie in harten Zeiten.
Wir sind zwar oft im Alltag unglücklich und generell unzufrieden, wie sich unser Leben entwickelt, doch die Angst etwas Neues auszuprobieren und etwas an der Situation zu ändern, ist noch unangenehmer. Deshalb bleiben wir bei dem Lebensweg der uns zwar nicht glücklich macht, den wir aber bereits gewohnt sind.
Außerdem leben wir nach dem Prinzip Hoffnung. Vielleicht ergibt sich ja in Zukunft irgendetwas und dann wird es uns besser gehen. Doch das sind einfach Ausreden, um unangenehmen Entscheidungen aus dem Weg zu gehen. Es wird sich nichts ändern, wenn du dich nicht änderst.
Genau deshalb sind schwere Lebensphasen so wertvoll. Wir lernen uns selbst besser kennen und wissen, dass es von manchen Situationen nur noch nach oben gehen kann. Das gibt uns die Möglichkeit grundlegend etwas an unserem Leben zu verändern. Diese Chance müssen wir nutzen.
Der schleichende Weg in die falsche Richtung ist zwar unangenehm, aber nicht unangenehm genug, um wirklich etwas zu ändern. Oft braucht es eine Krise, um endlich in Gang zu kommen.
Viele Menschen achten nie auf ihren Körper, bewegen sich kaum, Essen komplett ungesund und trinken zu viel Alkohol. Ihnen ist vollkommen bewusst, dass es ihnen nicht gut tut. Allerdings ist es schwer etwas zu ändern und bis auf das leicht unangenehme Gefühl im Hinterkopf, dass ihnen sagt, dass sie sich selbst sabotieren, fehlt ihnen nichts. Leider warten sie so lange, bis sich der Körper selbst meldet.
Es braucht kein tragisches Ereignis, wie einen Herzinfarkt oder eine Beziehungskrise, um unsere Probleme anzugehen und unsere Leben aktiv in die richtige Bahn zu lenken. Doch wenn wir in eine Krise rutschen, müssen wir sie nutzen, um die schweren Dinge zu ändern, für die uns sonst der Antrieb fehlt.
Bei den Navy SEALs gibt es das Motto “Embrace the suck”, was einfach bedeutet, dass wir unangenehme Situationen, die wir nicht ändern können, bewusst erleben sollen. Dadurch stärken wir unsere Persönlichkeit und lernen immer besser mit schweren Lebensphasen umzugehen.
Folgende Bücher sind wirklich eine absolute Empfehlung. Es kann Gold wert sein, die Lebensgeschichte anderer Menschen zu lesen, um zu sehen, wozu wir Menschen fähig sind. Ständig glauben wir, dass wir es am schwersten haben. Speziell das Buch von Viktor Frankl beweist das Gegenteil. Es ist zwar schockierend und vielleicht auch trist, etwas über die Erlebnisse in einem Konzentrationslager zu lesen, allerdings ist es schwerst beeindruckend, wie Viktor Frankl damit umgegangen ist. Es regt definitiv zum Nachdenken an und hilft uns dankbar zu sein.
Buchempfehlungen
… trotzdem ja zum Leben sagen – Viktor Frankl
Everything is Fucked: Ein Buch über Hoffnung – Mark Manson
Can’t Hurt Me – David Goggins
Abschließend noch ein Zitat von Mark Manson:
„We don’t always control what happens to us. But we always control how we interpret what happens to us, as well as how we respond.“
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