Es ist keine einfache Frage: Soll man sich auf seine Stärken konzentrieren oder doch besser an seinen Schwächen arbeiten? Ab einem gewissen Level ist es wahnsinnig schwer sich auch nur minimal zu verbessern. Bei den Schwächen hingegen ist die Lernkurve zu Beginn enorm steil. Genau das macht die Entscheidung so schwer.
Schule fördert Generalisten
Bei Kindern liegt der Fokus überwiegend auf den Schwächen. Wir schauen auf ein Zeugnis und anstatt uns auf die zahlreichen 1er zu konzentrieren, fällt uns sofort die eine 3 in Deutsch oder die 4 in Englisch auf. Jenen Fächern die mit “Sehr Gut” absolviert wurden schenken wir keine Beachtung, da dort ja sowieso alles passt.
In den ersten Schuljahren ist das auch sinnvoll, um die Grundkenntnisse zu erlangen und ein starkes Fundament aufzubauen. Es werden zu Beginn also noch Generalisten ausgebildet. Doch wann kommt die Zeit, in denen der Fokus auf die Stärken wechselt?
Außerhalb der Schule werden nämlich dann klar die Spezialisten belohnt. Sei es der Programmierer bei Google mit einem 7-stelligen Gehalt, die Top 10 der Tennis-Weltrangliste oder die Steuerberaterin die auf ein ganz seltenes Feld spezialisiert ist, das nur wenige im Griff haben.
Bei dem Programmierer spielt es keine Rolle, ob er Steuern und Finanzen im Griff hat. Genau so wenig macht es einen Unterschied, ob die Nummer 1 im Tennis perfekt englisch spricht.
Angebot und Nachfrage
Die Grundlagen der Ökonomie ziehen sich überall durch. Speziell die Dynamik von Angebot und Nachfrage. Übersteigt die Nachfrage das Angebot, werden die Preise steigen, um die Nachfrage zu senken und das Angebot zu erhöhen. Umgekehrt gilt natürlich auch, wenn zu viel angeboten wird und man keine Abnehmer findet, wird der Preis sinken müssen, um alles verkaufen zu können.
So verhält sich auch der Arbeitsmarkt. Es werden jene Arbeiten exorbitant entlohnt, die nur von wenigen Menschen verrichtet werden können und somit die Nachfrage das Angebot übersteigt.
Die körperliche oder geistige Anstrengung eines Jobs ist an sich nicht der Grund für eine höhere Entlohnung. Allerdings gibt es natürlich weniger Menschen die bereit sind, diese Strapazen auf sich zu nehmen, was wiederum den Preis erhöht.
Doch entscheidend für die Wirtschaft ist folgende Frage: Wie schwer ist es jemanden wie dich, mit deinen speziellen Fähigkeiten, zu finden?
Genau deshalb sind Spezialisten so gefragt. Wenn jemand Geld für etwas bezahlt, möchte er das Beste, was am Markt zur Verfügung steht. Deshalb sprechen Leute wie Seth Godin und Naval Ravikant immer wieder davon, der oder die Beste zu werden, in dem was man tut.
Dabei ist es natürlich essentiell sein eigenes Fach zu beherrschen. Doch hier kann man sich auch dadurch abheben, Fähigkeiten zu Verknüpfen, die nur selten gemeinsam auftreten.
Deshalb kann man die Frage, ob man sich auf seine Stärken oder Schwächen konzentrieren soll, nicht pauschal beantworten. Entscheidend ist die Unterscheidung in Hard und Soft Skills.
Stärken bei den Hard Skills
Stell dir vor du müsstest 100.000 € in dich selbst investieren. Das Geld teilst du auf drei Kategorien auf: deine stärksten, durchschnittlichen und schwächsten Fachkenntnisse. Wie würdest du dich entscheiden?
Erfolgreiche Menschen würden wohl eine Verteilung von 100:0:0 wählen oder 80:20:0. Bei sogenannten Hard Skills liegt der Fokus klar auf den Stärken und wir sollten uns auch darauf konzentrieren.
Hard Skills sind einfach Fachkenntnisse, die wir in unserem Berufsleben oder in einer Ausbildung erlernt haben. Das können Sprachkenntnisse, technische Fähigkeiten, Spezialwissen, Sport oder ein Instrument sein.
In diesen Bereichen macht es Sinn, sich immer weiter zu vertiefen und ein ausgewiesener Experte zu werden. Die Gefahr dabei ist allerdings, dass wir immer das selbe machen, das zwar wertvoll ist und wir perfektioniert haben, uns aber nicht mehr fordert.
Hier kommt “Deliberate Practice” ins Spiel. Das bedeutet, sich ständig an der Grenze der eigenen Kompetenz zu bewegen, um den maximalen Lernerfolg zu erzielen. Wie im Sport, muss man dort hin wo es bereits unangenehm wird, aber nicht unmöglich ist.
Wenn wir beispielsweise beim Bankdrücken immer nur mit 5 Kilogramm trainieren, werden wir kaum stärker. Laden wir hingegen gleich 150 kg auf, ist es unmöglich uns zu verbessern, da es zu schwer ist. Der Sweet Spot ist genau dort, wo wir kämpfen und die Muskeln brennen, aber nicht komplett überfordert sind.
“Die Goldlöckchen Regel” beschreibt genau diese Art zu lernen.
Schwächen bei den Soft Skills
Soft Skills sind im Gegensatz dazu all die Eigenschaften, die unsere Persönlichkeit ausmachen. Du bist beispielsweise einfühlsam, geduldig und fühlst dich wohl, wenn du viele Leute um dich herum hast. All das macht dich als Person aus und sind definitiv keine Hard Skills, wie das Beherrschen von Excel.
Doch wir machen häufig den Fehler zu glauben, dass diese persönlichen Eigenschaften bei der Geburt vorgegeben wurden und nicht veränderbar sind. Das ist kompletter Blödsinn. Wir können uns auch in Bereichen wie Präsentationsfähigkeiten oder Einfühlsamkeit weiterentwickeln.
Hier sollten wir uns auf unsere Schwächen konzentrieren. Denn jede Schwäche in unserer eigenen Persönlichkeit, kann uns in allen anderen Lebensbereichen behindern und uns den Weg versperren.
Der Schlüssel ist natürlich, sich die eigenen Schwächen auch einzugestehen und den Fehler nicht ständig bei anderen zu suchen.
Warren Buffett, einer der erfolgreichsten Investoren der Geschichte, hatte kein zu großes Ego um sich einzugestehen, dass er seine Fähigkeiten im Umgang mit anderen Menschen, vor allem in großen Gruppen, verbessern sollte. Deshalb absolvierte er einen Kurs beim Kommunikations- und Motivationstrainer Dale Carnegie. Diesen Kurs beschreibt er heute als eines seiner besten Investments. Die Bücher “Wie man Freunde gewinnt” und “Sorge dich nicht – lebe!” von Dale Carnegie kann ich nur empfehlen.
Die verschiedensten Soft Skills geben uns die Möglichkeit, unser volles Potential in unserem Fachgebiet zu entfalten.
Außerdem ist es eine erfüllende Lebensaufgabe, sich selbst immer besser kennenzulernen. Mit einer starken Persönlichkeit können wir mit allen Lebenssituationen umgehen und es wirft uns nicht aus der Bahn, wenn ein Kollege ein blödes Kommentar abgibt oder wir mal 12 Stunden nichts zu essen bekommen haben.
Schlussendlich ist es das Wichtigste, das man Spaß hat am Lernen. Gerade die steile Lernkurve, wenn man beispielsweise eine neue Sportart ausprobiert, ist für mich wahnsinnig erfüllend. Ich schließe mich Tony Robbins an, dass Fortschritt glücklich macht. Versuch deshalb jeden Tag ein Stückchen besser zu sein als gestern.
Buchempfehlungen
Wie man Freunde gewinnt – Dale Carnegie
Die englische Kindle Version kostet gerade einmal 32 Cent. Doch selbst, wenn es 100 € kosten würde, wäre es jeden Cent wert.
The Dip – Seth Godin
Das Buch beschreibt, wie wir mit der unangenehmen Phase umgehen, wenn das Lernen schwer und mühsam wird. Außerdem beschreibt Seth Godin, wann es sich lohnt etwas aufzugeben und sich auf etwas Neues zu konzentrieren.
Ultralearning – Scott Young
Scott Young ist eine absolute Lernmaschine und seine Geschichten sind wahnsinnig inspirierend. Beispielsweise hat er das gesamte Curriculum des 4-jährigen Informatik Studiums einer der besten Universitäten weltweit, dem MIT, in nur 12 Monaten durchgearbeitet.
So Good They Can’t Ignore You – Cal Newport
Dieses Buch habe ich bereits unzählige Male auf dieser Webseite empfohlen. Es hilft nicht nur sich immer weiter zu verbessern, sondern nimmt uns auch die illusorische Vorstellung, dass es nur die eine richtige Lebensaufgabe für uns gibt.
Abschließend noch ein Zitat von William Faulkner:
“Do not bother just to be better than your contemporaries or predecessors. Try to be better than yourself.”
Hier eine Bücherliste, falls du auf der Suche nach neuen Büchern bist. Wenn du noch nie Hörbücher probiert hast, kann ich dir das Probeabo von Audible empfehlen. Kostet nichts, ist jederzeit kündbar und du kannst dir das Buch auch nachher noch behalten.
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