Es ist ok zu brechen: Der Weg zu innerer Stärke

Ich selbst bezeichne mich häufig als einer der glücklichsten Menschen weltweit. Doch das soll nicht heißen, dass es keine schlechten Tage gibt. Immer wieder kommt es zu Rückschlägen oder Veränderungen im Leben, die uns aus der Bahn werfen. Das gehört dazu. Um unser volles Potential ausschöpfen zu können müssen wir nunmal Risiken eingehen und wo gehobelt wird, fallen Späne. Wenn wir unser Leben aktiv gestalten, wird es unweigerlich zu Mini-Krisen kommen. Das können wir nicht ändern. Wie wir damit umgehen, haben wir hingegen selbst in der Hand.

Akzeptiere dass es hart wird

Wir hören immer wieder, dass der Weg zum Erfolg hart ist. Denn wenn es nicht schwierig wäre, würde es bekanntlich jeder machen. Das akzeptieren wir auch und sind uns sicher, dass wir bereit sind, diesen Preis zu zahlen.

Doch was passiert, wenn tatsächlich mal etwas schief geht? Wenn plötzlich ein Rücksetzer nach dem anderen kommt und alles gegen uns läuft? Wir fangen an, alles zu hinterfragen und uns selbst zu bemitleiden.

Wir fragen uns warum das alles gerade uns passiert. Die Antwort darauf? Es passiert jedem, der Risiken eingeht. Das gehört dazu.

Ein Schiff das nur im Hafen bleibt, ist sicher vor dem Sturm. Doch wurde es dafür gebaut?

Mit Sicherheit nicht und das selbe gilt für uns Menschen. Wenn wir nichts probieren und keinerlei Risiken eingehen, arbeiten wir gegen all das, wofür wir auf diese Welt gekommen sind. Wir wollen uns weiterentwickeln, unser Leben verbessern, anderen Menschen helfen und etwas erleben.

Somit werden wir auch kein erfülltes Leben führen, wenn wir nur auf Sicherheit achten. Im Gegenteil, es braucht die schweren Zeiten, in denen wir auch mal durchbeißen müssen, um uns lebendig zu fühlen.

Das gilt nicht nur für den beruflichen Erfolg, sondern umso mehr in unseren persönlichen Beziehungen. Je mehr wir in unsere Beziehungen investieren und uns darauf einlassen, desto schmerzhafter wird es auch, wenn wir diesen Menschen oder dieses Tier verlieren. Doch das darf uns auf keinen Fall davon abhalten, tiefe Bindungen einzugehen.

Natürlich ist es unfassbar traurig einen Hund, mit dem man Unmengen erlebt hat, nach 10-15 Jahren begraben zu müssen. Doch es ist so schwer, weil die Beziehung zu diesem Tier über Jahre großartig war und immer weiter gewachsen ist.

Der schmerzhafte Verlust, der auch bei geliebten Menschen eintreten wird, darf uns nicht im Geringsten bremsen, eine unvergessliche Beziehung aufzubauen.

Es ist ok zu brechen

Ich bin ein großer Fan von Stoizismus. Leider wird dieser häufig mit völliger Gefühllosigkeit oder Gleichgültigkeit verwechselt. Das Ziel von Stoizismus ist nicht alle Emotionen aus unserem Leben zu verbannen, sondern vielmehr die negativen Emotionen so gut wie möglich zu minimieren.

Ein wichtiger Teil dafür ist, dass wir uns auf jene Dinge konzentrieren, die wir beeinflussen können. Das ist in den meisten Situationen bestimmt richtig und wertvoll. Wir sollten unser Glück nicht dafür opfern, uns über den Stau oder die miese Fahrweise des Autos vor uns aufzuregen.

Allerdings werden wir leider auch mit schwierigeren Situationen konfrontiert sein, wo wir es nicht schaffen das Erlebnis abzuhaken und nach vorne zu schauen.

Selbst die größten Stoiker der Geschichte haben das nicht immer geschafft. Einer der bekanntesten davon ist wahrscheinlich Mark Aurel. Er lebte in einer Zeit, in der es keinesfalls sicher war, dass Kinder das Erwachsenenalter erreichen (so viel zu der Aussage: “früher war alles besser”). Selbst er, als der wohl mächtigste Mann seiner Zeit, konnte daran nichts ändern.

Er musste 6 seiner eigenen Kinder begraben. Kaum vorstellbar, wie hart das sein muss. Auch nach dem Tod seines geliebten Lehrers war er kaum in der Lage sich aus dem Bett aufzuraffen. Klingt nicht nach einem Stoiker? Doch!

In diesen unfassbar schwierigen Zeiten dürfen wir brechen. Ich würde mir mehr Sorgen machen, wenn dies nicht der Fall wäre. Diese Situationen bringen uns wieder den richtigen Blick auf unser Leben, geben uns Perspektive und zeigen uns worauf es tatsächlich ankommt.

Die negativen Emotionen müssen wir dabei bewusst erleben und dürfen nicht vor ihnen weglaufen.

Was wir hingegen bestmöglich vermeiden sollten, ist uns zu fragen warum das passieren muss. Denn so drängen wir uns selbst in die Opferrolle.

In der buddhistischen Lehre gibt es deshalb die Metapher von den zwei Pfeilen. Der erste Pfeil ist der Schmerz, der durch das bestimmte Ereignis ausgelöst wird. Den zweite Pfeil hingegen schießen wir auf uns selbst, denn er bezieht sich auf unsere innere Reaktion und die Frage: “Warum trifft es genau mich?”. Der Erste ist bereits schmerzhaft genug und diesem können wir nicht entgehen. Doch wir können den zweiten Pfeil vermeiden und unsere Situation akzeptieren.

Auch in unserem Alltag und unserer Karriere werden wir immer wieder Rückschläge erleben. Die sind zwar nicht vergleichbar mit dem Verlust einer geliebten Person, können uns aber ebenfalls aus der Bahn werfen.

Wenn wir unseren Job verlieren oder unser Unternehmen in Schieflage gerät, kann das ebenso zu Existenzängsten und schlaflosen Nächten führen. Wir brechen.

Sind wir das nächste Mal mit einer dieser schweren Phasen konfrontiert, müssen wir versuchen uns zu erinnern, dass das genau die harte Zeit ist, von der in puncto Erfolg immer gesprochen wird.

Und das Gute dabei? Wir werden stärker dadurch. Die Schwelle, was uns bricht, wird immer weiter nach oben verschoben.

Das Ziel ist also, in unserer Persönlichkeit immer weiter zu wachsen, damit wir nicht schon durch eine Kleinigkeit die Fassung verlieren. Es ist ok zu brechen. Doch wir reservieren uns unsere schlechten Zeiten für jene Situationen, in denen es wirklich miserabel läuft. Nicht bereits, bei einer blöden Meldung eines Kollegen oder einer unfreundlichen Person auf der Straße.

Das können wir lernen. Einerseits dadurch, dass wir immer mehr schwere Situationen meistern, aber auch dadurch, dass wir uns mit uns selbst beschäftigen. Meditation ist dabei definitiv eine große Hilfe, denn dadurch fangen wir an unsere Emotionen zu verstehen, betrachten sie und fühlen uns ihnen nicht hilflos ausgeliefert.

Sammle kleine Siege

Wie gesagt, es ist ok zu brechen und wenn es passiert, darf es ruhig ein paar Tage dauern, bis wir wieder nach vorne blicken können. Wenn wir danach wieder soweit sind, wissen wir häufig nicht, wo wir anfangen sollen.

Das wohl Schlimmste in dieser Situation ist, uns selbst gehen zu lassen und schlechte Gewohnheiten einreißen zu lassen. Denn wir dürfen nicht vergessen, wir bilden immer Gewohnheiten. Die Frage ist nur, ob wir das bewusst oder unbewusst tun. Jene die wir unbewusst aufbauen, sind meist jene die unser Leben schwierig gestalten.

Leider neigen wir in diesen Phasen auch dazu, nur in unserem Kopf zu leben. Einen halben Tag im Bett liegen, Videos schauen und dahinvegetieren.

Doch wir können unsere Probleme nicht im Kopf lösen!

Auch wenn es schwierig ist: Raff dich auf, geh raus, komm in Bewegung.

Jocko Willink sprach im Podcast Modern Wisdom (zur Folge) über jenen Ratschlag, den er einem Freund gab, als dieser gebrochen war:

Wenn wir irgendwo im Wald ausgesetzt werden, in alle Richtungen schauen und keine Ahnung haben wo es weiter geht, was sollten wir dann tun? Uns ständig zu drehen, nichts zu unternehmen und stehen zu bleiben bedeutet den sicheren Tod.

Deshalb müssen wir einfachen in eine Richtung marschieren. Wir wissen nicht, ob der Weg der richtige ist, aber wir wissen, dass wir den nächsten Schritt gehen können und darauf sollten wir uns fokussieren.

Genau darum geht es auch im echten Leben. Wir fühlen uns vielleicht verloren und wissen nicht, wo wir hin sollen.

Doch auf jeden Fall finden wir etwas, was wir heute tun können und unsere Situation verbessert. Vielleicht eine Yoga Session oder ein Spaziergang (für Anreize lies: “3 Gewohnheiten die zum Erfolg führen”).

Das mag klein und unwichtig erscheinen, doch in diesen Phasen brauchen wir genau diese kleinen Siege. Wir bauen Momentum auf und Schritt für Schritt kommen wir wieder auf die Beine.

Speziell in diesen Zeiten sollten wir uns auf unsere positiven Routinen stützen. Sie geben uns Halt.

Es wäre falsch zu glauben, dass wir uns selbst einen Gefallen tun, indem wir nachsichtig mit uns selbst umgehen. Wenn wir versuchen uns mit Fast Food und Binge-Watching das Leben in der schweren Phase einfacher zu gestalten, graben wir unser Loch nur noch tiefer.

Vor kurzem habe ich meinen Wohnort temporär nach Oslo verlegt. Ich bin wahnsinnig gerne unter Leuten und dementsprechend waren die ersten Tage in einem neuen Umfeld seltsam. Weg von meinen geliebten Menschen und umgeben von Unsicherheit. Es wäre einfach mir einzureden, dass ich mich nicht auch noch mit einer kalten Dusche “quälen” sollte, wie ich das zuhause seit Jahren mache. Und der kleine Monarch im Kopf versucht mir das auch einzureden, um das unangenehme Gefühl zu vermeiden.

Doch genau in dieser Phase war es enorm hilfreich, mich an meine Routinen zu halten. Kleine Herausforderungen zu meisten, um Momentum aufzubauen.

Meine Morgen- und Abendroutine sind überwiegend gleich geblieben. Sie bilden das stabile Fundament, um mit der Unsicherheit am Tag und dem Zugehen auf neue Leute klarzukommen. Und siehe da, schon nach wenigen Tagen läuft es großartig.

Wenn du das nächste Mal mit einer schwierigen Situation konfrontiert bist, nimm dir ruhig die Zeit, all die negativen Emotionen zu durchleben. Bist du dann bereit, wieder in die Spur zu kommen, sei konsequent. Setze dir täglich kleine Ziele, zieh sie durch und baue Momentum auf.

Vergiss nicht: Du scheiterst nie. Du bist entweder erfolgreich oder du lernst.

Weiterlesen:

Wie du wieder in die Spur kommst

Buchempfehlung

Not a Life Coach – James Smith

Dieses Buch lese ich gerade und sein pragmatischer Ansatz ist sehr angenehm. Auch seine anderen beiden Bücher (Not a Diet Book und How to Be Confident) sind eine große Empfehlung.

A Guide To The Good Life – William B. Irvine

Dieses Buch ist wohl eines der besten, das ich zum Thema Stoizismus je gelesen habe:

Abschließend noch ein Zitat von Konfuzius:

„Our greatest glory is not in never falling, but in rising every time we fall.“

Hier eine Bücherliste, falls du auf der Suche nach neuen Büchern bist. Wenn du noch nie Hörbücher probiert hast, kann ich dir das Probeabo von Audible empfehlen. Kostet nichts, ist jederzeit kündbar und du kannst dir das Buch auch nachher noch behalten.

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