Ein Leben in dem wir keinen Urlaub brauchen

Wir alle haben Träume und Wünsche im Leben. Für die einen ist eine Reise auf die Malediven, für die anderen ist es Heli-Skiing in Kanada. Doch all das spielt sich außerhalb des Alltags ab und nur die Wenigsten beschäftigen sich intensiv damit, wie sie ihr Leben jeden Tag spannender gestalten können. Jeder Tag ist etwas Besonderes und wir sollten versuchen unser Leben so zu leben, dass wir keinen Urlaub davon brauchen.

Das Hamsterrad

Die meisten Menschen kämpfen mit zwei essentiellen Punkten die sie im Hamsterrad der Arbeitswelt laufen lassen: Hedonische Adaption und Lifestyle Inflation.

Zuerst die hedonische Adaption, auch hedonische Tretmühle genannt. Sie ist der Grund, warum wir uns an die noch so großartigen, aber auch an die schlechten Dinge, wahnsinnig schnell gewöhnen. Wir freuen uns unglaublich auf den neuen Laptop oder das neue Auto und nach 3 Monaten ist es nichts Besonders mehr. Wir haben uns daran gewöhnt.

So ist das leider auch bei der größten Ausgabe in unserem Leben und das ist meist unser Eigenheim. Es ist der typische Weg, eine Ausbildung zu machen, einen guten Job zu bekommen, um sich dann ein Haus bauen zu können. Das Problem ist nur, dass man sich dabei meist über Jahrzehnte verschuldet.

Wir bauen uns also ein Riesenhaus, an das wir uns aufgrund der hedonischen Adaption leider recht schnell gewöhnen. Außerdem müssen wir ununterbrochen arbeiten, um den Kredit bedienen zu können. Es bleibt also wenig Zeit, um das Traumhaus wirklich genießen zu können. In der wenigen kostbaren Zeit in der man zuhause ist, muss man sich dann um den Garten kümmern und alles putzen. Denn je größer das Haus, desto größer der Zeitaufwand.

Ein großartiges Gegenmittel ist Dankbarkeit. Sie hilft uns auch bei dem zweiten Problem, der Lifestyle Inflation.

Lifestyle Inflation beschreibt das Phänomen, dass unsere anscheinend “notwendigen” Ausgaben proportional mit unserem Verdienst ansteigen. Wir passen unseren Lebensstil also an unser Einkommen an.

Bis zu einem gewissen Grad ist das auch gut so, denn warum sollte man sich selbst nichts gönnen? Doch wenn wir immer unser ganzes Gehalt ausgeben und uns keine Investitionen oder zumindest einen Sicherheitspuffer aufbauen, leben wir gefährlich. Denn haben wir uns erst mal an die schönere Wohnung, das luxuriöse Auto und die tollen Restaurants gewöhnt, ist der Schritt zurück schwer. Wie schon Voltaire gesagt hat: “Das Bessere ist der Feind des Guten”.

Wir arbeiten also immer mehr, um mehr zu verdienen und passen unseren Lebensstil an. An den Lebensstil gewöhnen wir uns allerdings recht schnell und wir jagen immer noch mehr Besitztümern hinterher. Wenn wir sie dann erreichen, verschiebt sich die Ziellinie erneut.

Wenn wir diesen typischen Weg verfolgen, wird unser Leben vielleicht ein goldenes Hamsterrad, aber es bleibt ein Hamsterrad.

Reich werden, aber wozu?

Fast jeder und jede würde von sich selbst behaupten, gerne mehr Geld zur Verfügung zu haben. Doch in den seltensten Fällen schwebt jemandem eine genau Zahl im Kopf herum. Das Credo ist einfach: mehr.

Selbst bei Millionären und Milliardären ist dies der Fall. Auf die Frage wie viel Geld man gerne hätte um beruhigt zu sein, kommt meist ein Geldbetrag, der rund das Doppelte vom derzeitigen Vermögen ist. Egal ob 50.000, eine Million oder eine Milliarde. Somit bleibt es ein unerreichbares Ziel.

Doch wozu wollen wir das zusätzliche Geld eigentlich? Alle wollen mehr und mehr Geld und wissen gar nicht wofür.

Die typische Frage ist: Was würdest du tun, wenn du im Lotto gewinnen würdest?

Meist kommen Antworten wie: Mit einem Cocktail in der Hand am Strand liegen. Wirklich? Ist es das was du willst, 365 Tage im Jahr? Das ist für manche vielleicht für eine Woche erstrebenswert, weil sie vom stressigen Arbeitsalltag abschalten möchten. Doch wenn du wirklich nicht mehr arbeiten müsstest, wäre das definitiv nichts mit dem du den Rest deines Lebens verbringen könntest. Von den körperlichen Auswirkungen mal abgesehen. Wenn wir uns wirklich intensiv damit beschäftigen, merken wir, dass diese “Ziele” absoluter Non-Sense sind.

Auch wenn wir reich sind, brauchen wir Herausforderungen, müssen anderen helfen und das Gefühl haben gebraucht zu werden. Das schaffen wir in dem wir ständig bemüht bleiben unsere Fähigkeiten zu verbessern und Experten werden.

Das soll auf keinen Fall heißen, dass Geld nicht wichtig ist. Geld ist nichts anderes als gespeicherte Möglichkeiten. Und das Allerwichtigste – es gibt uns Freiheit. Genau das sollte auch das Ziel sein.

Für mich ist es wahnsinnig angenehm zu wissen, auch wenn ich die nächsten 5 Jahre keinen Cent verdienen würde, könnte ich meinen derzeitigen Lebensstil weiterführen. Das ist nicht der Plan, da ich wirklich gerne arbeite. Doch allein diese Gewissheit, bringt eine Leichtigkeit mit sich.

Der Grund dafür ist, dass ich weit mehr als 50% meines Einkommens investiere. Mir ist klar, dass das Luxus ist und nicht jeder die Möglichkeit dazu hat. Doch ich glaube, dass mit der richtigen Planung jeder 10-20% seines Einkommens sparen kann. Zu Beginn baut man sich einen Sicherheitspuffer auf und danach kann man mit dem Investieren beginnen.

Über die Zeit baut sich ganz von selbst ein Vermögen auf, dass uns neue Wege eröffnet. Wir können Projekte angehen, die schon lange in unserem Kopf herumschwirren oder regelmäßiges Coaching in Anspruch nehmen, um uns in jenen Lebensbereichen zu verbessern, die uns wichtig sind.

Das Ziel muss sein, den Alltag so zu gestalten, dass wir nicht davon ausbrechen möchten, jeden Tag als Geschenk betrachten und mit Freude aufstehen. Natürlich ist es Utopie jeden Tag großartig gelaunt zu sein und auch Herausforderungen gehören dazu. Doch wenn wir dieses Ziel anstreben und es an einem Großteil der Tage schaffen, ist das eine großartige Errungenschaft.

Die essentiellen Fragen

Wir sollten uns bei der Frage, warum wir reich werden wollen, mit einer stumpfen Antwort wie “Cocktails am Strand” nicht zufrieden geben. Es gibt keine einfache Antwort. Wir müssen uns wirklich mit den essentiellen Fragen beschäftigen:

Was würdest du tun, wenn Geld keine Rolle spielen würde?

Was würdest du tun, wenn du wüsstest, dass du nicht scheitern kannst?

Es kommt also darauf an, was du dir vorstellen kannst, jeden Tag zu tun. Dabei müssen wir uns von dem Glauben lösen, dass jeder die Welt retten muss. Es ist schon bemerkenswert, wenn wir 20 Menschen in unserem Leben positiv beeinflussen und auf ihrem Weg helfen können.

Wir dürfen uns bei diesen Fragen auch nicht zu viel Druck aufbauen. Es ist notwendig verschiedenste Dinge auszuprobieren, um den für uns perfekten Weg zu finden. Und ganz wichtig: es gibt kaum Entscheidungen, die nicht rückgängig gemacht werden können.

Was gibt dir Energie bzw. was sieht für andere nach Arbeit aus, aber macht dir Spaß?

Wenn ich beispielsweise nach der Arbeit am Abend 3 Stunden an der Uni unterrichte, bin ich danach voller Energie. Es kam schon häufig die Frage, warum ich mir das antue. Für mich ist es aber eine absolute Freude. Ähnlich ist es beim Sport.

Glücklicherweise ist das für jeden und jede etwas anderes. Deshalb müssen wir offen sein und Neues ausprobieren, um genau diese Dinge für uns zu finden.

Das Leben hat so unglaublich viel zu bieten. Leider vergessen wir das häufig im Arbeits- und Unistress. Nimm dir Zeit um nachzudenken, wie du dein Leben spannender gestalten kannst und zwar nicht nur in den 5 Wochen Urlaub im Jahr. Das können einfache Dinge sein, wie einem Verein beizutreten, egal ob sportlich oder musikalisch. Oder du findest endlich wieder Freude in deiner Arbeit indem du versuchst auch nach Jahren immer noch jeden Tag etwas Neues zu lernen. Oder du engagierst dich karitativ. Oder du startest neben der Arbeit bereits dein Unternehmen, von dem du immer geträumt hast. Es gibt so viele Möglichkeiten.

Das Wichtigste ist dabei nicht das angestrebte Ziel. Der Weg an sich und jeder Tag soll Freude und spannende Erlebnisse bringen. Darauf sollten wir uns konzentrieren. Die Expertise und der Erfolg kommen mit der Zeit von ganz allein.

Lies dazu auch den Artikel: “Wie wir Erfolg und Lebensfreude verbinden”.

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Buchempfehlungen

Die Kunst des erfolgreichen Scheiterns – Adam Scott

Die 4 Stunden Woche – Tim Ferriss

Essentialismus – Greg McKeown

Abschließend noch ein Zitat von Seth Godin:

“Instead of wondering when your next vacation is, maybe you should set up a life you don’t need to escape from.”

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