Hast du dir schon mal ein finanzielles Ziel gesetzt? Ein bestimmtes Vermögensziel wie beispielsweise 100.000€? Oder ein Einkommensziel von 3.000€ monatlich? Wenn du eines deiner Ziele bereits erreicht hast, weißt du wohl auch, was danach passiert. Nicht viel. Dein Leben fühlt sich immer noch gleich an und anstatt deinen Erfolg zu feiern, jagst du bereits deinem nächsten Ziel hinterher. Wenn dir diese Situation bekannt vorkommt, bist du in guter Gesellschaft. Wir werden nie genügend Geld haben.
Das Ziel: MEHR
Wie viel Geld ist genug?
Michael Norton, Professor an der Harvard Business School, beschäftigte sich mit genau diesem Thema. Dazu befragte er 2.000 Menschen mit mindestens 1 Million Dollar Vermögen, wobei einige weit über dieser Grenze lagen.
Die erste Frage war: “Wie glücklich sie sind auf einer Skala von 1 bis 10?”. Direkt danach fragte er, wie viel mehr Geld nötig wäre, um das Maximum von 10 zu erreichen.
Über das gesamte Spektrum dieser Superreichen, egal ob Millionär, Multimillionär oder Milliardär, kam die ungefähr gleiche Antwort: 2- bis 3-mal so viel wie derzeit.
Doch warum ist das so? Es klingt absurd, wenn man nicht selbst über eine Million an Vermögen besitzt. Die nächste Million wird das Leben dieser Menschen nicht revolutionieren. Sie könnten sich bereits jetzt alles kaufen, was sie gerne hätten.
Allerdings dürfen wir nicht den Fehler machen zu glauben, dass das nur die Reichen betrifft. Es geht uns allen genau gleich.
Unser Glücksempfinden hängt von zwei wesentlichen Fragen ab, die wir uns unbewusst stellen:
Geht es mir besser als zuvor? & Geht es mir besser als anderen Menschen?
Natürlich sind manche Indikatoren schwerer zu messen als andere. Sind wir bessere Eltern als unsere Nachbarn? Habe ich wertvollere Freundschaften als mein Arbeitskollege? Diese Dinge sind kaum messbar und eignen sich deshalb nicht für einen Vergleich.
Was hingegen gut messbar ist? Vermögen. Einkommen. Preis der Uhr. Quadratmeter des Hauses. Preis des Autos.
Deshalb fokussieren wir uns so stark darauf. Die Frage, geht es mir besser als zuvor, ist so leicht zu beantworten. Ich verdiene mehr als zuvor. Ich habe mehr Quadratmeter, also mehr Haus/Wohnung, als zuvor. Folglich geht es mir besser.
Hoffentlich denkst du dir bereits beim Lesen, dass diese Messgrößen lächerlich sind. Mit etwas Abstand ist uns das vollkommen klar. Sind wir selbst in einer ähnlichen Situation, verfallen wir allerdings in dasselbe Muster, denn leider ist unser primitives Hirn darauf programmiert mehr anzuhäufen und unseren Status zu erhöhen (Lies dazu auch: Dein Kopf will nicht das beste für dich).
Vielleicht verfolgst du ein “besseres” Ziel. Statussymbole sind dir egal? Gut so. Das heißt aber nicht, dass du nicht einer anderen Falle zum Opfer fällst.
Finanzielle Freiheit als Illusion
Manche von uns, mich eingeschlossen, arbeiten auf die finanzielle Freiheit hin. Also auf ein Vermögen, das es uns ermöglicht, nicht mehr auf ein Einkommen, angewiesen zu sein. Wir müssen also nicht mehr unsere Zeit gegen Geld tauschen.
Wie viel Vermögen ist wirklich genug, um diesen Schritt zu wagen?
Genau diese Frage ist essentiell und macht die Arbeit in Richtung finanzielle Freiheit gefährlich. Denn es gibt keine genau Grenze.
Wenn wir immer nur Unmengen arbeiten, um dem vagen Ziel der finanziellen Freiheit nachzujagen, werden wir nie damit aufhören mehr Geld anzuhäufen. Wir kaufen uns zwar keine unnötigen Statussymbole, doch unsere Messgröße für ein besseres Leben ist simpel, ein höheres Vermögen. Da wir dieses Vermögen nie nutzen, ist es nichts anderes als eine größere Zahl, die unsere Leben nicht verändert.
Wir lernen nie, wie wir unser Geld ausgeben können, damit es uns Freude bereitet (Lies dazu: Die Kunst Geld auszugeben).
Arbeiten wir ununterbrochen, in einem Job, der uns nicht erfüllt, um schneller an unsere finanziellen Ziele zu gelangen, ist eine gewisse Leere vorprogrammiert.
Wir vernachlässigen unsere Freunde und Familie, um in unserer Karriere voranzukommen.
Wenn wir das Ziel dann erreicht haben, haben wir niemanden, mit dem wir dieses Glück teilen können. Und auch die gewonnene Freizeit ist wenig wert, da wir keine Ahnung haben, was uns Freude bereitet.
Wir kennen nur eines: Arbeiten.
Mehr Freiheit – Schritt für Schritt
Um eine Situation zu vermeiden, in der wir grundlos immer mehr und mehr Geld oder materielle Dinge anhäufen, müssen wir Geld als das sehen, was es ist. Ein mächtiges Werkzeug, das uns unzählige Möglichkeiten bietet. Wir müssen es nur dafür nutzen.
Es ist auch jenes Werkzeug, das uns zu mehr Freiheit verhilft. Allerdings sollten wir keinen Weg anpeilen, in dem wir von 110% Arbeit plötzlich auf 0% springen. Da ist eine Existenzkrise vorprogrammiert.
Vielmehr sollten wir Schritt für Schritt mehr Freiheit in unser Leben integrieren und auch Geld dafür nutzen, mehr Freiheit zu gewinnen. Je früher wir damit beginnen, desto besser.
Ein Geschirrspüler, ein Staubsauger-Roboter, Möglichkeiten um schnell an gesundes Essen zu kommen sind einfache Beispiele. Auch alle Ausgaben für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden gehören für mich dazu.
Wir können auch jemanden für jene Arbeiten bezahlen, die wir als notwendiges Übel ansehen.
Angenommen wir bezahlen jemanden dafür, unseren Rasen zu mähen. Wenn wir die gewonnene Zeit damit verbringen, durch Instagram zu scrollen, geht das völlig am Ziel vorbei. Die Gartenarbeit ist jedenfalls erfüllender als Social Media. Wenn es uns hingegen ermöglicht ein Wochenende mit unseren Freunden zu verbringen, ist es eine großartige Ausgabe.
Auch eine Ausbildung kann eine Investition in unsere Freiheit sein. Sie bringt uns vielleicht in eine höhere Position, die mehr Freiheit ermöglicht. Denn auch in einem Angestelltenverhältnis ist es so, dass mit mehr Verantwortung und Expertise mehr Freiheit einhergeht. Klar die Arbeit wird vielleicht mehr, aber wir sind selbst dafür verantwortlich, wo und wie wir die Zeit am wertvollsten einsetzen.
Tim Ferriss spricht in seinem Buch „Die 4-Stunden-Woche“ sogar von Mini-Ruheständen auf Zeit. Die Idee ist, eben nicht durchgehend zu arbeiten, um dann eine lange Zeit im Ruhestand zu verbringen. Vielmehr sollte die Arbeitszeit durchzogen sein von Mini-Ruheständen, in denen man für mehrere Monate reist oder an einem persönlichen Projekt arbeitet. Das hängt natürlich stark von der Lebenssituation ab, aber wenn es sich arrangieren lässt, ist es potenziell lebensverändernd.
Vielleicht sind es genau solche Reisen, die dir die Begeisterung fürs Leben wieder zurückbringen. Sie lassen dich aus dem viel zu bekannten Alltag ausbrechen und führen dazu, dass du in der Früh wieder gerne aufstehst.
Außerdem lernst du dabei viel über dich selbst!
Ich habe über mich beispielsweise gelernt, dass ausgedehnte Urlaube, in denen ich nur in den Tag hineinlebe, nichts für mich sind. Ich lerne und arbeite enorm gerne. Bei einem reinen Relax-Urlaub fehlt mir die kognitive Herausforderung und das Gefühl des Fortschritts. Das über sich selbst zu wissen ist wertvoll.
Wir werden immer arbeiten
Wie im Artikel „Ein Leben in dem wir keinen Urlaub brauchen“ beschrieben, wird es uns nicht erfüllen, bis zum Rest unseres Lebens mit einem Cocktail in der Hand am Strand zu liegen. Auch wenn es verlockend klingt, werden wir den Sinn nach wenigen Tagen hinterfragen, von unserem gesundheitlichen Zustand ganz abgesehen.
Wir können also nicht nichts tun. Doch wir müssen erkennen, dass das etwas Gutes ist!
An irgendetwas werden wir immer arbeiten und je weniger Einfluss Geld bei unseren Entscheidungen spielt, desto mehr fokussieren wir uns auf jene Dinge, die uns Freude bereiten und in denen wir gut sind. Wir fangen an mehr Wert zu stiften und beeinflussen unser Umfeld positiv.
Das Paradoxe ist, dass wir genau dann wenn wir das Geld nicht mehr benötigen, am aller meisten verdienen.
Genau deshalb ist finanzielle Freiheit ein erstrebenswertes Ziel! Und zwar nicht um nicht mehr zu arbeiten, sondern um das zu tun, was uns Freude bereitet. Das ist nunmal das, wo wir am meisten Menschen helfen.
Wir sind alle im Stande ein Leben in Freiheit, Eigenständigkeit und Freude zu leben. Arbeiten wir gemeinsam darauf hin.
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Buchempfehlungen
Der Almanach von Naval Ravikant – Eric Jorgenson
Über die Psychologie des Geldes – Morgan Housel
Same as Ever – Morgan Housel
Abschließend noch ein Zitat von Naval Ravikant:
„You don’t get rich by spending your time to save money.
You get rich by saving your time to make money.“
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