Die Kunst Geld auszugeben

Der Titel klingt erstmal schräg. Warum sollte es eine Kunst sein Geld auszugeben? Daran scheitert es doch bei niemandem? Jeder weiß natürlich wie man Geld ausgibt oder gar aus dem Fenster schmeißt. Die Kunst ist Geld gerne, ohne schlechtes Gewissen und in großen Mengen für jene Dinge auszugeben, die uns wirklich Freude bereiten und uns gut tun. Um das zu ermöglichen, müssen wir unsere Ausgaben drastisch reduzieren, bei all jenen Dingen, die uns nicht wichtig sind.

Der Großteil ist Psychologie

Zahlreiche Menschen kaufen hauptsächlich, um vor negativen Emotionen wegzulaufen. Wir kaschieren, dass wir keine wahren Freuden im Leben haben, in dem wir uns immer neue Dinge kaufen. Jeder Kauf gibt uns einen kurzen Dopamin-Hit, macht uns also kurzfristig glücklich.

Es fällt auch auf, dass sich jene Personen die hart arbeiten und ihren Job nicht gerne machen, mehr ausgeben. Sie glauben, sie müssen sich für die geopferte Zeit belohnen. Eine bessere Option wäre, die unnötigen Ausgaben zu reduzieren und einem Job nachzugehen, der vielleicht schlechter bezahlt ist, aber Freude bereitet.

Frag dich bei deinen Einkäufen, welches Motiv dahintersteht. Ist es eine notwendige Ausgabe, etwas das dir persönlich Freude bereitet oder für einen Mitmenschen ist? Oder ist es doch der fünfte Pullover den du aus Langeweile kaufst oder um dich kurzfristig glücklich zu machen?

Niemand ist so beeindruckt von deinen Statussymbolen wie du selbst

Morgan Housel beschreibt in seinem großartigen Buch “Über die Psychologie des Geldes” das “Man-In-The-Car-Paradoxon”. Damit meint er folgendes: Jeder der in einem teuren Auto sitzt, bildet sich ein, von anderen bewundert zu werden. Doch tatsächlich stellen sich die Leute, die das Auto anstarren, sich selbst darin vor, wie sie von allen bewundert werden. Dem Fahrer wird keine besondere Beachtung geschenkt.

So ist das bei allen Statussymbolen. Niemand ist so beeindruckt davon, wie wir selbst und diese Dinge sollten auf keinen Fall die Basis für unser Selbstwertgefühl sein. Dabei spricht absolut nichts dagegen, sich edle Dinge zu kaufen. Wichtig ist, dass sie dir persönlich wichtig sind. Das Motiv sollte nie sein, von anderen gemocht zu werden oder irgendjemandem etwas zu beweisen.

Ramit Sethi, der Autor vom New-York-Times-Bestseller “I Will Teach You To Be Rich”, legt beispielsweise einen enormen Wert auf Kleidung. In diesem Bereich hat er extravagante Ausgaben. Er behauptet völlig zurecht, dass jeder durchdreht, wenn sich jemand einen Pullover um 1.000 € kauft, aber niemand wundert sich wenn jemand ein Auto least, dass 5 mal so viel kostet wie das eigene Vermögen oder sich für den Hausbau über Jahrzehnte verschuldet.

Für die meisten von uns, klingt ein Kaschmir-Pullover um 1.000 € vollkommen absurd. Doch für jemand anders, wie Ramit Sethi, kann es genau die richtige Ausgabe sein. Unser Geld soll uns Freude bereiten und das ist nunmal völlig individuell.

Fokus auf die großen Ausgaben

Bei den lebensverändernden Ausgaben, wie dem Hausbau oder dem Autokauf, handeln wir rein emotional, obwohl mehr Rationalität angebracht wäre. Andererseits hinterfragen wir völlig belanglose Kleinigkeiten, was uns Zeit und Freude im Alltag raubt.

Wir kaufen uns keine Heidelbeeren, weil sie zu teuer sind, aber beim Autokauf spielen zusätzlich 2.000 € plötzlich keine Rolle mehr. Wir nehmen eine Anhängvorrichtung, die wir nie brauchen werden. Oder wir entscheiden uns für ein Multifunktionslenkrad um 1.000 € da es beim Gesamtpreis des Autos sowieso “das Kraut nicht mehr fett macht”. Doch das ist ein Trugschluss! 2.000 € beim Autokauf sind genauso 2.000 €, die wir für gesunde Lebensmittel ausgeben könnten. Dort würden diese 2.000 € reichen, um sich über Jahre für die gesunde Alternative zu entscheiden.

Genauso kann ich mittlerweile problemlos im Restaurant jenes Gericht nehmen, auf das ich Lust habe, ohne auf den Preis zu achten. Ich gehe selten essen und diese paar Euro Unterschied, haben langfristig keinen Einfluss auf mein Vermögen. Entscheidend ist hingegen, dass ich auf ein Auto verzichte, das Monat für Monat mit dreistelligen Ausgaben verbunden wäre. Für mich ist ein Auto in meiner derzeitigen Lebenssituation nicht notwendig. Es wäre reiner Luxus. Deshalb verzichte ich gerne darauf und gebe das Geld in anderen Bereichen aus.

Lernprozess

Frag dich was dir im Leben wirklich wichtig ist. Nicht nur nice-to-have, sondern wirklich wichtig. Du wirst schnell feststellen, dass dieses Kriterium nicht viele Käufe erfüllen. Genau darin liegt die Kunst. Wir müssen lernen, was uns begeistert und dort gerne und ohne schlechtes Gewissen Geld ausgeben.

Das ist eine vollkommen individuelle Angelegenheit. Die einen, wie ich, genießen Sportveranstaltungen, andere edle Restaurants. Manche geben den Großteil für exotische Urlaube aus und wieder andere kaufen sich gerne teure Kleidung.

Wir müssen lernen, was uns persönlich Freude bereitet, ohne dabei an die Meinung anderer zu denken. Dafür müssen wir auch bei unseren Ausgaben verschiedenste Dinge ausprobieren.

Jeder behauptet von sich selbst, dass Reisen eine große Leidenschaft ist. Doch ist das tatsächlich so oder ist es einfach in unserer Gesellschaft so verankert, dass wir uns das selbst einreden? Erfahrungen sind im Allgemeinen immer eine gute Ausgabe und für die meisten Menschen ist Geld für Urlaube gut investiert. Das heißt nicht, dass das bei dir auch der Fall sein muss. Du musst es probieren, um es herauszufinden.

Mir ist beispielsweise Gesundheit wahnsinnig wichtig. Ich gebe gerne Geld für gesunde Lebensmittel aus oder für Möglichkeiten, die mich davon abhalten Unsinn zu essen. Beispiele dafür sind Huel-Pulver, das ich in meinem Frühstücksshake verwende, die Grüne Mutter oder Löwenanteil, damit ich immer eine schnelle gesunde Alternative zuhause habe und nicht aus Faulheit auf Fastfood umsteige.

Außerdem genieße ich Sportveranstaltungen, Unternehmungen mit Freunden und qualitative Technik-Produkte, die mein Leben erleichtern. Bei all diesen Dingen gebe ich gerne Geld aus. Zugegebenermaßen schaffe ich es auch noch nicht immer, meine Ausgaben in diesen Bereichen nicht zu hinterfragen. Das ist immer noch der Student in mir. Doch ich bin auf dem besten Weg, diese Herangehensweise zu verinnerlichen.

Beschäftige dich mit deinen persönlichen Finanzen. Geld ist nicht das Wichtigste, doch es wird wichtiger, wenn es knapp ist. Erst wenn wir unsere Finanzen im Griff haben und uns keine Sorgen darüber machen müssen, können wir uns auf andere Dinge konzentrieren.

Jeder gesparte bzw. investierte Euro ist Zeit und Flexibilität in der Zukunft. Jeder Euro Verschuldung ist deine Zeit, die jemand anders gehört. Deshalb kann häufig die beste Option sein, einen Puffer aufzubauen bzw. Geld für dich arbeiten zu lassen. Denn das gibt uns Freiheit und Möglichkeiten.

Wenn du mehr zu diesem Thema lesen möchtest, kann ich dir die Artikel “Ein Leben in dem wir keinen Urlaub brauchen”, “Der erste Schritt zur finanziellen Freiheit” und “3 Fehler am Weg zur finanziellen Freiheit” empfehlen.

Buchempfehlungen

Über die Psychologie des Geldes – Morgan Housel

Ich war absolut begeistert, als ich dieses Buch gelesen habe. Wenig überraschend hat es auch nicht lange gedauert und es wurde ein internationaler Bestseller. Seit kurzem hat Morgan Housel auch einen Podcast, wo ich bisher alle Folgen gehört habe: zum Podcast.

I Will Teach You To Be Rich – Ramit Sethi

Dieses Buch hat sich auch innerhalb kürzester Zeit zum Klassiker entwickelt. Der New-York-Times-Bestseller-Autor bekommt am 18. April 2023 auch eine Netflix Serie: How to get rich.

Abschließend noch ein Zitat von P. T. Barnum:

„Money is a terrible master but an excellent servant.“

Hier eine Bücherliste, falls du auf der Suche nach neuen Büchern bist. Wenn du noch nie Hörbücher probiert hast, kann ich dir das Probeabo von Audible empfehlen. Kostet nichts, ist jederzeit kündbar und du kannst dir das Buch auch nachher noch behalten.

Über eine Anmeldung zum Newsletter würde ich mich enorm freuen.


Beitrag veröffentlicht

von