Die hedonistische Tretmühle

Bestimmt warst du auch selbst schon in der Situation. Du fieberst auf den Uni-Abschluss, das neue Auto oder die lang ersehnte Beförderung hin. Die Vorfreude ist gewaltig. Du bist dir sicher, dass du dadurch endlich glücklich wirst. Doch ist der Erfolg erstmal erreicht, dauert es nur wenige Wochen und alles fühlt sich an wie davor. Du hast dir bereits ein neues Ziel gesteckt und bist dir auch hier wieder sicher, dass das Erreichen dich endlich glücklich machen wird.

Das ist ein Beispiel für die hedonistische Tretmühle. Was genau das ist und wie wir damit umgehen, erfährst du in diesem Artikel.

Die hedonistische Tretmühle

Die hedonistische Tretmühle ist unter anderem dafür verantwortlich, dass wir immer hart arbeiten, um unsere Lebenssituation zu verbessern und uns trotzdem nie wirklich anders fühlen.

Ein Grund dafür ist, dass wir uns an unsere Erfolge rasch gewöhnen und anpassen. Sie bringen uns kein nachhaltiges Glücksgefühl, auch wenn wir Jahre darauf hingearbeitet haben. Das führt dazu, dass wir das Glück heute, für ein gestecktes Ziel in der Zukunft opfern. Erreichen wir dieses Ziel, verschiebt sich die Ziellinie. So treten wir auf der Stelle.

Zu diesem Thema hat eine Studie das Glücksempfinden zweier Personengruppen untersucht. Einerseits Lottogewinner und andererseits Menschen, die durch einen Unfall querschnittsgelähmt wurden.

Wenig überraschend, waren die Lottogewinner nicht nachhaltig glücklicher als vor dem Gewinn. Sie hatten weniger Freude an alltäglichen Dingen. Die durch das Geld entstandenen Möglichkeiten haben einfach die Hürde, für Erlebnisse die sie glücklich machen, nach oben verschoben.

Was hingegen hochgradig spannend ist, ist dass sich auch bei Unfallopfern, die in den Rollstuhl gezwungen wurden, nach einiger Zeit ein Zufriedenheitslevel wie vor dem Unfall einspielte.

Die hedonistische Tretmühle beschreibt also das Phänomen, dass wir in unserem Leben um einen Basiswert an Glück schwanken. Selbst nach einschneidenden positiven, aber auch negativen Lebensereignissen kehren wir nach kurzer Zeit wieder an diesen Basiswert zurück.

Doch inwiefern ist das für unser Leben relevant?

Die Einsicht

Eine der wichtigsten Erkenntnisse in unserem Leben ist, dass es die hedonistische Tretmühle gibt und sie jeden von uns trifft.

Die neue luxuriöse Wohnung, das neue Auto oder das neue iPhone, sind perfekte Beispiele dafür. Schau in deinem Leben zurück. Du hast heute so viele Dinge, von denen dein früheres Ich behauptet hat, dass sie dich glücklich machen.

Allerdings betrifft die Problematik nicht nur materielle Bedürfnisse. In der Arbeit jagen wir immer der nächsten Beförderung und der nächsten Gehaltserhöhung hinterher. Bei Ausbildungen glauben wir, dass der Abschluss und der Titel uns endlich glücklich machen werden.

Auch in unseren Beziehungen ist diese Einsicht entscheidend. Zu Beginn bilden wir uns ein, dass unser Leben perfekt wäre, wenn wir nur mit dieser einen Person zusammen sein könnten. Doch auch in dieser Beziehung spielt sich recht schnell der Alltag ein. All das Schöne nehmen wir relativ schnell als selbstverständlich hin.

Das geht so weit, dass wir glauben, dass die spannende Person, die wir kennengelernt haben, viel besser zu uns passt. Der Grund dafür ist allerdings, dass die Person noch unbekannt und neu ist. Das macht es spannend. Wärst du mit dieser Person in einer Beziehung, wäre wohl dein derzeitiger Partner spannender. Lies dazu auch “Die Illusion der perfekten Beziehung”.

Wir sind alle von der hedonistischen Tretmühle betroffen. Wie gehen wir also damit um?

Langfristiges Glück

Wir haben einen Basiswert an Glück um den wir schwanken. Unser Ziel muss sein, diesen Basiswert anzuheben und nicht dem kurzfristigen Glücksgefühl hinterherzujagen.

Fokus auf den Alltag

Unser derzeitiger Tagesablauf fühlt sich auch in einem Traumhaus nicht großartig anders an. Wir müssen uns also auf das fokussieren, womit wir unsere wertvolle Zeit verbringen.

Beispielsweise können wir mehr Zeit mit glücklichen Menschen und weniger Zeit mit unglücklichen Menschen verbringen. Wir können versuchen ein Mal pro Woche ein gemeinsames Abendessen zu organisieren, mit Personen die uns wirklich gut tun.

Wir können mit Einsatz und Pflichtbewusstsein an unsere Arbeit herangehen. Es macht so viel Freude, gute Leistungen zu erbringen. Egal ob diese gewürdigt werden oder nicht. Wir können selbst stolz darauf sein.

Wir können versuchen bewusst dankbar zu sein. Auch das kann man lernen.

Und generell sollten wir uns damit auseinandersetzen, wie ein idealer durchschnittlicher Tag für uns aussieht. Dann können wir Schritt für Schritt Teile aus diesem idealen Tag in unseren Alltag einbauen. Genau darum geht es in dem Artikel “Wie sieht dein idealer Dienstag aus?”.

Projekte die Dir wichtig sind

Naval Ravikant sagt: Verlangen nach etwas, ist wie ein Vertrag mit uns selbst, unglücklich zu sein, bis wir es tatsächlich bekommen.

Das heißt allerdings nicht, dass wir gar keine Ziele mehr haben sollten. Vielmehr soll es eine Motivation sein uns näher mit unserem Verlangen auseinanderzusetzen. Was ist es tatsächlich wert? Was ist uns persönlich wichtig? Macht uns auch der Weg dorthin Freude oder wollen wir nur das Endergebnis?

Entscheidend ist, dass wir uns nicht fragen was einfach ist, sondern was wichtig ist. Häufig bereiten uns Herausforderungen und die Durchschreitung von schweren Zeiten die meiste langfristige Zufriedenheit. Sie geben uns Selbstvertrauen und wir gehen dadurch gelassener durchs Leben.

Ein Beispiel für mich persönlich ist die enorme Freude, wenn es in meinem Doktorat, also meiner Forschung gut läuft. Die kleinen Erfolgserlebnisse lösen ein großartiges Gefühl aus, das außer mir niemand mitbekommt. Der Grund dafür ist einfach, dass ich weiß wie hart das Doktoratsstudium ist und jeder kleine Schritt in die richtige Richtung ist befreiend.

Ich habe das Projekt auch mit dem Wissen begonnen, dass der Doktortitel mein Leben nicht großartig verändern wird. Vielmehr ist mir bewusst, was ich dabei fachlich und über mich selbst lerne und mit welch spannenden Personen ich am Weg in Kontakt komme.

Auch beim Schreiben von diesen Artikeln, lerne ich enorm viel über mich selbst. Es ist ein Herzensprojekt. Wenn nur eine Person diesen Artikel liest und ihr Leben dadurch positiv verändert, bin ich mehr als zufrieden.

Achtsamkeit

Der wohl wichtigste und gleichzeitig auch schwierigste Punkt ist Achtsamkeit. Damit meine ich nicht vorsichtig zu sein. Es geht darum wirklich im Moment zu leben und präsent zu sein.

Ständig machen wir uns Gedanken darüber, was in der Vergangenheit passiert ist oder planen Schritte in der Zukunft. Das hält uns davon ab, all die schönen Dinge in unserem Leben zu genießen.

Selbst in einem lang ersehnten Urlaub leben wir nicht im Moment. Wir verbringen Zeit in einem großartigen Hotel und einer der ersten Gedanken ist, dass wir hier unbedingt wieder herkommen sollten. Noch während wir dort sind.

Und noch eine Passage aus dem Buch “Der Almanach von Naval Ravikant”:

“Wir sehnen uns nach Erfahrungen, die dafür sorgen, dass wir präsent sind, aber dieses Sehnen selbst entfernt uns vom gegenwärtigen Moment.”

Was mir diesbezüglich enorm geholfen hat ist Meditation. Beginne einfach mal mit 2 Minuten, in denen du dich voll und ganz auf deinen Atem konzentrierst. Dein Hirn wird ständig versuchen abzudriften. Wenn das passiert und du es merkst, kommst du einfach wieder zu deinem Atem zurück.

Es klingt so simpel, ist aber enorm schwer. Doch mit jedem Mal werden wir besser darin. So schaffen wir es auch im Alltag immer öfter einfach mal tief durchzuatmen und voll im Moment zu leben.

Die Zeit in unserem Leben ist kostbar und unsere wichtigste Aufgabe ist es, genau diese Zeit glücklicher und bewusster zu gestalten.

Weiterlesen: “Das Streben nach Glück” & “Ein Leben in dem wir keinen Urlaub brauchen

Buchempfehlung

Der Almanach von Naval Ravikant – Eric Jorgenson

Immer mal wieder lese ich dieses Buchs und bin begeistert. Nicht umsonst auch Teil meiner persönlichen Top 10:

Abschließend noch ein Zitat von Abhysheq Shukla:

“People wait all week for Friday, all year for summer, all life for happiness.”

Hier eine Bücherliste, falls du auf der Suche nach neuen Büchern bist. Wenn du noch nie Hörbücher probiert hast, kann ich dir das Probeabo von Audible empfehlen. Kostet nichts, ist jederzeit kündbar und du kannst dir das Buch auch nachher noch behalten.

Über eine Anmeldung zum Newsletter würde ich mich enorm freuen.


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