Dein Kopf will nicht das Beste für dich

Unser Hirn ist in einer Zeit entstanden, in der die oberste Priorität Überleben war. An jeder Ecke lauerte ein Tier, das uns problemlos in Stücke reißen konnte. Der Zusammenhalt im persönlichen Umfeld war essentiell, um das Überleben zu sichern. All das hat uns evolutionär zu dem gemacht, was wir sind. Allerdings sieht die Welt heute ganz anders aus. Überleben ist keine große Herausforderung mehr. Doch die Programme in unserem Hirn, haben das noch nicht verstanden. Wie wir uns deshalb selbst im Weg stehen und was wir dagegen tun können, erfährst Du in diesem Artikel.

Der kleine Monarch

Warum essen wir so gerne kalorienreiche Lebensmittel, mit Unmengen Zucker und Fett? Freut sich unser Herz darüber, dass die Gefäße verstopfen und fordert deshalb mehr? Oder sind es die Muskeln, die zum Aufbau eigentlich Proteine und nicht Zucker und Fett benötigen? Oder ist es der Magendarm-Trakt, der Probleme damit hat, diese stark verarbeiteten Lebensmittel aufzunehmen?

Nein, es ist einzig unser Hirn. Es ist auf der Suche nach Dopamin, das beim Verzehr hochverarbeiteter Lebensmittel ausgeschüttet wird.

Wenn wir unseren Körper als Stadt betrachten, sind die verschiedenen Bereiche wie Stadtteile, mit Bewohnern. Diese Bewohner haben unterschiedlichste Bedürfnisse. Allerdings zählen nur die Bedürfnisse, eines einzelnen Bewohners, unserem Hirn.

Das Hirn ist sozusagen der Monarch in unserer Stadt. Er entscheidet über alles, was in der Stadt passiert. Die verschiedensten Stadtteile senden zwar Signale, um auf sich und ihre Bedürfnisse aufmerksam zu machen. Doch im Zweifel zählen einzig die Entscheidungen des Monarchen. Das Hirn achtet nur auf sich selbst.

In einer Demokratie würde die Meinung unserer verschiedensten Instanzen im Körper inklusive Psyche miteinbezogen werden. So sind wir allerdings nicht gestrickt. Wir haben einen einzigen kleinen König in unserem Kopf, der alleine entscheidet.

Leider möchte er nicht immer das Beste für uns. Wie Rich Roll in seinem Podcast mit Bryan Johnson beschreibt, ist es bei ihm von Zeit zu Zeit eher ein betrunkener Segler, als ein wohlwollender König. Als früherer Alkoholiker, der 100 Tage in der Entzugsklinik verbrachte, weiß er wovon er spricht.

Ein Monarch aus einer anderen Zeit

Doch warum bekommen wir überhaupt einen Dopamin-Schub, wenn wir kalorienreiche Nahrungsmittel zu uns nehmen? Ganz simpel, es hat in der Vergangenheit unser Überleben gesichert. Es war notwendig, viel zu essen, wenn sich die Möglichkeit dazu bot. Wir wussten nicht wann wir das nächste Mal die Chance dazu haben.

Doch heute wissen wir genau, wann sich die nächste Möglichkeit bietet. Nämlich immer und überall. Das zeigt, wie fehlgeleitet unsere Instinkte für unsere heutige Zeit sind.

Selbes gilt für die Tendenz unseres Hirns, so wenig Energie wie möglich zu verbrauchen. Es war überlebensnotwendig in einer Zeit, in der Nahrungsmittel knapp waren. Heute führt es dazu, dass wir uns zu wenig bewegen und unsere Muskeln verkümmern.

Trotzdem hält unser Hirn an diesen Systemen fest. An oberster Stelle stehen neben der Reproduktion eben, Energie sparen, kalorienreiche Nahrung zu uns nehmen und auf keinen Fall vom Umfeld ausgestoßen zu werden.

Deshalb ist uns die Meinung anderer so wichtig. In der Wildnis kam es dem sicheren Tod gleich, wenn man von seiner Gruppe verstoßen wurde und auf sich alleine gestellt war. Heute bekommen wir immer noch Herzrasen und sind schweißgebadet, bevor wir vor einer Gruppe von Menschen sprechen sollen. Die Reaktion ist die selbe, auch wenn die Folgen deutlich weniger gravierend sind.

Früher war auch die Neigung, immer vom Worst-Case auszugehen und uns Sorgen zu machen, wertvoll. Es erhöhte die Überlebenschance im Vergleich zu jemandem der unbeschwert, pfeifend durch die Wildnis hüpfte. Heute zerdenken wir Probleme und machen sie größer, als sie eigentlich sind. Wir leiden mehr in Gedanken, als wir das im echten Leben tun.

Der Weg zur Demokratie

Würden wir die Bedürfnisse aller verschiedenen Bereiche unseres Körpers in Betracht ziehen, könnte man von einer Demokratie sprechen. Dieser gesamtheitliche Blick führt zu Entscheidungen, die uns langfristig gut tun. Doch das ist nicht einfach.

Einfache Entscheidungen führen zu einem schweren Leben und schwere Entscheidungen, vereinfachen unser Leben.

Bleiben wir beim Beispiel Ernährung. Wir wissen, dass sie sich in verschiedensten Lebensbereichen positiv auswirkt. Wir schlafen besser, unser Magen freut sich und unsere Organe werden mit den nötigen Nährstoffen versorgt. Unser Körper wird muskulöser und wir bauen Fett ab, was wiederum unser Selbstvertrauen verbessert.

In einer Demokratie hätte also die gesunde Ernährung den Vorzug. Kommt es allerdings zur instinktiven Entscheidung, sieht die Sache anders aus.

Denk nur daran, wann du das letzte Mal dein Essen bei einem Buffet selbst wählen konntest. Wir wissen, dass uns Reis deutlich besser bekommt als Pommes. Doch wenn wir entscheiden, was wir auf unseren Teller schaufeln, sind es dann doch häufig Pommes.

Ein weiteres ansehnliches Beispiel wäre kalt Duschen. Es hat nachweislich positive Effekte auf unseren Körper und wir sind danach voller Energie (”Was ich vom kalt Duschen gelernt habe”). In Anbetracht aller Meinungen in unserem Körper ist es also durchaus plausibel. Nimmst du dir allerdings heute vor, am nächsten Morgen kalt zu duschen, kannst du die Diskussion zwischen Monarch und Demokratie live miterleben.

Wie wir das Steuer übernehmen

Schlussendlich ist es das Wichtigste, dass wir realisieren, dass wir es mit einem irrationalen Monarchen zu tun haben. Haben wir das geschafft, können wir an Strategien arbeiten, die uns helfen jene Dinge zu tun, die uns persönlich wichtig sind. Und das sind häufig nicht jene Dinge, die uns im Moment am leichtesten fallen.

Meditation

Bei der Meditation fokussieren wir uns bewusst auf das, was in uns vorgeht. Somit hören wir auch unseren inneren Dialog.

Je mehr wir uns mit der Stimme in unserem Kopf beschäftigen, desto besser verstehen wir sie. Sie will uns schützen, doch häufig ist es notwendig, sie zu verwerfen, um das Richtige zu tun.

Meditation hilft uns, uns von dieser Stimme zu lösen. Wir lernen unsere eigenen Emotionen zu erkennen. Das hilft uns dabei auch dann zu handeln, wenn die unmittelbaren Folgen negativ sind. Das unangenehme Thema ansprechen. Die schwierigen Fragen stellen und unsere Komfort-Zone verlassen.

Mehr dazu findest du im Artikel “Der Einfluss von Meditation auf dein Hirn”.

Vorausplanung

Am irrationalsten werden wir, unmittelbar vor einer Entscheidung. Denk an das vorherige Beispiel, mit der Wahl zwischen Reis und Pommes. Man könnte es ebenso gut mit einem Apfel oder einem Donut durchspielen.

Genauso ist uns bewusst, dass wir mit Social Media einen großen Teil unseres wachen Lebens vergeuden. Wenn wir allerdings müde von der Arbeit nachhause kommen und uns auf der Couch niederlassen, erfolgt der Griff zum Smartphone, ganz automatisch.

Deshalb ist es wichtig, bereits vorauszuplanen und uns Gedanken darüber zu machen, wie wir unser Leben gestalten möchten. Dabei ist notwendig uns in gewissen Bereichen selbst zu limitieren.

Grenzen für die tägliche Social Media Nutzung sind somit nicht nur für Kinder sinnvoll. Obwohl ich mich selbst als sehr diszipliniert bezeichnen würde, habe ich die Nutzung von Instagram auf 10 Minuten pro Tag begrenzt (am iPhone unter den Einstellungen → Bildschirmzeit). Andere Apps wie LinkedIn, Facebook oder Twitter (X) habe ich gar nicht am Smartphone. TikTok soll bezüglich Suchtfaktor der Endgegner sein und dementsprechend habe ich TikTok noch nie genauer angesehen.

Uns einzig auf unsere Disziplin zu verlassen wäre naiv. Wir müssen uns das Leben nicht schwerer machen als es ist.

Lies dazu auch den Artikel “Sind wir alle kurzsichtig?”.

Routinen

Schon oft habe ich auf dieser Website beschrieben, wie wertvoll oder auch schädlich Gewohnheiten in unserem Leben sein können. Egal ob es Zahnseide, Bewegung oder die zuvor beschriebene Meditation ist. All das lässt sich in Gewohnheiten verpacken.

Das heißt wir müssen nicht mehr aktiv darüber nachdenken, sondern spulen eine Routine ab. Deshalb ist es notwendig, diese Gewohnheit bewusst zu planen und zu integrieren. So machen wir es dem Monarchen so einfach wie möglich, das Richtige für die Stadt zu tun.

Lies dazu “Mach Zeit zu deinem Verbündeten”.

Wenn du nur eine einzige Sache aus diesem Artikel mitnimmst, dann dass dein Kopf nicht immer das Beste für dich will. Das zu realisieren, kann dein Leben nachhaltig verändern.

Buchempfehlung

Can’t Hurt Me – David Goggins

Die Macht der Gewohnheit – Charles Duhigg

Abschließend ein Zitat vom früheren NFL-Coach Jeff Fisher:

„Discipline is doing what you really don’t want to do so you can do what you really want to do.“

Hier eine Bücherliste, falls du auf der Suche nach neuen Büchern bist. Wenn du noch nie Hörbücher probiert hast, kann ich dir das Probeabo von Audible empfehlen. Kostet nichts, ist jederzeit kündbar und du kannst dir das Buch auch nachher noch behalten.

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