Das Region-Beta-Paradox: Warum „nicht schlecht“ unser größtes Problem ist

Wir alle haben Träume und Aspirationen. Doch spiegelt sich das auch in unserem Alltag wider? Wenn wir unser Leben tatsächlich positiv verändern wollen, sollten wir jeden Tag aktiv daran arbeiten. Aber kaum jemand tut das. Der Alltag plätschert so dahin. Wir sind zwar immer beschäftigt und gestresst, aber es ändert sich kaum etwas. Was hält uns also davon ab? Warum verwirklichen wir nicht unsere Träume? Wahrscheinlich fallen uns sofort fünf Gründe ein, die gegen uns sprechen oder warum es andere Menschen einfacher haben als wir. Und all das mag auch richtig sein. Wir haben nicht die perfekte Ausgangsposition. Doch die hat niemand. In diesem Artikel geht es darum, wie wir diese Hürden überwinden können und ein Leben nach unseren Vorstellungen gestalten.

Andere haben es einfacher

Schon als Jugendlicher habe ich mir gerne die motivierenden Lebensgeschichten von Profi-Sportlern angesehen. Relativ schnell erkannte ich ein Muster. Der Großteil von ihnen hatte eine verdammt schwere Kindheit.

Armut, keinen Vater oder die Mutter in jungen Jahren durch eine Krankheit verloren — es ist kaum vorstellbar, wie sich das auf die Entwicklung eines jungen Menschen auswirkt. Manche brechen, und andere ziehen daraus einen unzerstörbaren Willen, ihr Leben und das ihrer Kinder besser zu gestalten.

Deshalb stellte ich mir die Frage, ob es für mich schwieriger sei, erfolgreich zu werden, da mein Leben bisher hervorragend gelaufen ist. Ich hatte eine großartige Kindheit, mit unterstützenden Eltern und einer liebevollen Familie, für die ich unendlich dankbar bin. Warum also sollte ich einen derartigen Willen entwickeln?

Mittlerweile weiß ich, dass diese Ansicht Nonsense ist. Vielmehr ist es eine Ausrede, die uns erlaubt, ein gemütliches Leben zu führen. Egal in welcher Situation wir uns befinden, wir werden einen Grund finden, warum wir unser Potenzial nicht voll entfalten können. Denn so geben wir uns selbst die Erlaubnis unser Leben klein zu halten, nicht aufzufallen und in unserer Komfort-Zone zu bleiben.

Arme Menschen glauben, sie könnten nicht erfolgreich werden, weil sie nichts haben. Reiche Menschen hingegen glauben, ihnen fehle der Biss, weil es ihnen so gut geht.

Braucht es wirklich die lausigste Vorgeschichte, um unser Leben selbst zu gestalten und im Einklang mit unseren Überzeugungen zu leben?

Das Region Beta Paradox

Der Harvard Psychologe Daniel Gilbert und seine Co-Autoren haben den Begriff des “Region-Beta-Paradox” eingeführt.

Ist ein Weg kürzer als eine Meile, gehen wir. Bei längeren Wegen fahren wir mit dem Rad. Paradoxerweise legen wir also eine Strecke von zwei Meilen schneller zurück als eine Meile.

Was hat das mit unserem Leben zu tun?

Eine schlechte Situation kann paradoxerweise besser für uns sein, als eine gute. Was meine ich damit?

Wir entscheiden uns erst dafür etwas zu verändern, wenn das Maß an Unzufriedenheit eine gewisse Grenze überschritten hat. Sind wir also in einer erträglichen, aber leider nicht erfüllenden Lage, bleiben wir ewig in dieser Zwischenregion hängen. Dort ist das Leben nicht großartig, aber eben auch nicht so schlecht.

Nicht so schlecht? Ist das tatsächlich womit wir uns zufriedengeben? Auf unserem Sterbebett blicken wir bestimmt nicht erfüllt auf unser Leben zurück und denken: “Gottseidank bin ich keine Risiken eingegangen und habe in meiner erträglichen Situation durchgehalten”.

Es ist wie bei der Freundin, die unbedingt ihren Job wechseln sollte. Doch die Arbeit ist erträglich, der Chef ist kein allzu großer Vollidiot und es gibt einen Obstkorb.

Oder der Freund, der in einer Beziehung mit einer Frau ist, mit der er sicher nicht den Rest seines Lebens verbringen will. Es ist nicht großartig, aber sie verfluchen sich auch nicht gegenseitig. Alles ist ok. (Lies dazu auch: ”Die Illusion der perfekten Beziehung”)

Oder jemand, der in einer Wohnung mit ein bisschen Schimmel wohnt. Aber eben auch auch nicht mit so viel Schimmel, dass sich der Umzugsstress lohnt.

All diese Personen hätten es besser, wenn sie in einer schlechteren Situation wären. Denn diese schlechtere Situation würde sie endlich antreiben zu handeln.

Das Schlechteste ist also nicht, auf einem schlechten Pfad zu sein, sondern auf einem guten Pfad, der nicht zu uns passt. Der schlechte Pfad schreit uns jeden Tag ins Gesicht, dass wir etwas ändern müssen. Die Not für einen Wechsel ist offensichtlich. Der gute Pfad, der nicht zu uns passt, hingegen, ist eine weit größere Herausforderung. Es gibt genug Gründe auf dem guten Pfad zu bleiben und genau deshalb machen das auch viel zu viele von uns.

Unangenehme Gespräche

Wir haben unser Leben selbst in der Hand. Wir können auch dann schwere Entscheidungen treffen, wenn wir nicht in einer miserablen Lage sind.

Es ist hart, sich bewusst für einen kurzfristig unangenehmen Weg zu entscheiden. Doch wenn uns das langfristig voranbringt, müssen wir einen Weg finden, uns selbst zu überwinden.

Das zeichnet erfolgreiche Menschen aus. Sie geben sich nicht mit einer Situation zufrieden, die “nicht so schlecht” ist. Sie wollen ein großartiges Leben!

Um ein großartiges Leben anzustreben, brauchen wir keine persönliche Krise. Was wir brauchen, ist Mut, unangenehme Themen anzusprechen. Tim Ferriss sagt zurecht:

A person’s success in life can usually be measured by the number of uncomfortable conversations he or she is willing to have.

Der Erfolg in unserem Leben wächst also, mit unserer Bereitschaft unangenehme Gespräche zu führen. Und das können wir lernen.

Wie bei jeder anderen Fähigkeit, dürfen wir nicht gleich in der Top-Liga einsteigen. Wir fangen klein an — zum Beispiel, indem wir es ansprechen, wenn uns etwas stört. Oder indem wir auch mal eine Einladung ablehnen, obwohl wir nichts anderes zu tun haben, sondern einfach nicht möchten.

Mit diesen kleinen Schritten realisieren wir, wie wertvoll es ist, im Einklang mit unseren Überzeugungen zu leben. Von da an können wir uns weiter steigern und uns ein Leben nach unseren Vorstellungen aufbauen.

Wir dürfen nicht vergessen: Es ist zwar verdammt schwer, uns für die Unsicherheit eines neuen Karrierewegs zu entscheiden oder das unangenehme Gespräch mit einem geliebten Menschen zu führen. Doch was noch viel schwerer ist, ist mit der Reue zu leben, nichts aus unserem Leben gemacht zu haben.


Weiterlesen:

12 Paradoxa die dein Leben verändern

Buchempfehlungen

Hier zwei absolute Must-Reads. Auch wenn du die Bücher bereits gelesen hast, ein wertvoller Hinweis sie erneut zu lesen:

Can’t hurt me – David Goggins

Die 4-Stunden-Woche – Timothy Ferriss

Abschließend noch ein Zitat von Abraham Maslow:

“In any given moment, we have two options: to step forward into growth, or to step back into safety.”

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