Qualität vor Quantität?

Jeder kennt die typische Regel Qualität vor Quantität. Doch trifft das definitiv auf alle Lebensbereiche zu? Kann es sein, dass wir uns dahinter verstecken, um Dinge die uns wichtig sind oder Angst machen aufzuschieben? Außerdem kann diese Regel Leute mit Hang zum Perfektionismus, so wie mich, davon abhalten, ihre Arbeit zu zeigen und zu präsentieren.

Materielle Dinge

Wenn es um materielle Dinge geht, bin ich klar auf der Seite Qualität vor Quantität.

Bewegungen wie Minimalismus oder Frugalismus werden immer beliebter, was ich definitiv für eine positive Entwicklung halte. Allerdings soll das nicht heißen, das man vollkommen auf Konsum oder materielle Dinge verzichten muss.

Das Wichtigste dabei ist, für sich selbst herauszufinden, was einem Freude bereitet. In diesen Bereichen sollte man gerne Geld ausgeben, aber nicht für jene Dinge, die man laut unserer Gesellschaft unbedingt haben muss.

Ein weiterer wichtiger Punkt beim Minimalismus ist, wieder anzufangen bewusst einzukaufen. Durch die große Auswahl und die Einfachheit des Online Handels, kaufen wir immer mehr und häufen Dinge an, die wir nicht brauchen.

Mittlerweile überlege ich bei jedem größeren Kauf, ob er mein Leben positiv beeinflusst und mir einen Mehrwert stiftet. Das ist beim 25. T-Shirt oder der 10. Jacke definitiv nicht der Fall, außer dass der Kauf uns für eine Woche glücklich macht.

Man muss also definitiv nicht wie ein Asket leben, aber sollte erkennen, das Konsum allein unser oft eintöniges Leben nicht lebenswerter macht. Vielmehr sollten wir in Erfahrungen investieren und in jene Dinge, die unseren Alltag erleichtern. So gewinnen wir mehr Zeit für die Dinge, die uns wichtig sind.

Wie man sich vorstellen kann, ist dieser Lebensstil auch ein wichtiger Schritt in Richtung finanzielle Freiheit.

YouTuber wie Matt D’Avella liefern großartige Inputs zu diesem Thema. Er war auch maßgeblich bei den beiden Minimalismus Dokumentationen auf Netflix beteiligt, die ebenfalls sehr sehenswert sind.

Natürlich kann man es, wie alles im Leben, übertreiben. Doch wenn man die für sich passenden Lehren daraus zieht, kann Minimalismus unser Leben definitiv positiv beeinflussen.

Beziehungen

Auch Beziehungen sind ein Lebensbereich, in dem Qualität um ein Vielfaches wichtiger ist als Quantität.

Wir können über 1.000 Follower auf Instagram haben und uns trotzdem alleine fühlen.

Was wirklich zählt, ist die Zahl der Menschen, bei denen du dich jederzeit melden kannst, wenn du Probleme hast. Dabei ist es absolut nicht tragisch, wenn dir nur eine einzige Person einfällt. Wichtig ist, dass wir jemanden haben, bei dem wir uns sicher sein können, dass er oder sie in einer schwierigen Phase auf jeden Fall für uns da ist.

Wenn dir diesbezüglich tatsächlich niemand einfällt, solltest du auf jeden Fall mehr Zeit in deine Beziehungen investieren. Wir sind nun mal soziale Wesen und Einsamkeit hat enorme negative Auswirkungen auf unsere Psyche und unseren Körper.

In unserem Drang nach Erfolg und dem stressigen Alltag, vernachlässigen wir häufig unsere engsten Beziehungen. Doch was bringt all der Erfolg der Welt, wenn wir ihn mit niemandem teilen können?

Unser persönliches Umfeld ist eine der wichtigsten Entscheidungen unseres Lebens. Denn wie Jim Rohn sagt: “Wir sind der Durchschnitt der 5 Personen, mit denen wir am meisten Zeit verbringen”.

Dies gilt natürlich noch viel mehr für unsere Liebesbeziehungen, da der Partner wohl die Person ist, mit der wir am meisten Zeit verbringen.

Mit jeder Wiederholung werden wir besser

Soweit so gut. Bei materiellen Dingen und Beziehungen ist es wohl für kaum jemanden eine Überraschung, dass Qualität vor Quantität geht. Der interessantere Teil ist jedoch, in welchen Lebensbereichen diese Regel nicht zutrifft oder sogar zum Nachteil wird.

Denn die genau gegengesetzte Regel trifft auf einen Großteil des Alltags zu. Quantität kann Qualität klar überlegen sein.

In meinen Beiträgen habe ich schon des öfteren geschrieben, dass ein kurzes Training besser ist als kein Training. Gewohnheiten sind also ein klassisches Beispiel.

James Clear schreibt in seinem #1 New York Times Bestseller “Die 1% Methode” davon, eine neue Gewohnheit so einfach wie möglich zu gestalten. Dabei geht er so weit, dass es im ersten Moment durchaus absurd erscheint. Will man beispielsweise regelmäßig Laufen, reicht zu Beginn die Gewohnheit, sich nach der Arbeit die Laufschuhe anzuziehen und aus dem Haus zu gehen.

Vom Laufen selbst ist noch gar nicht die Rede. Klingt lächerlich, aber unser Leben ist nunmal großteils von Gewohnheiten bestimmt und deshalb funktioniert diese Methode großartig!

Qualität spielt also speziell zu Beginn absolut keine Rolle. Das gilt auch fürs Lernen.

Ein Lehrer eines Töpferkurses hat seinen Kurs für ein Monat in zwei Gruppen eingeteilt. Die erste Gruppe musste jeden Tag eine Schüssel herstellen, also 30 Schüsseln. Die zweite hingegen, konnte die ganzen 30 Tage an einer Schüssel arbeiten und sie perfektionieren.

Am Ende wurden die Schüsseln bewertet. Obwohl die zweite Gruppe sich auf eine Schüssel konzentrieren konnte, kam die Top 10 ausschließlich aus der ersten Gruppe.

Der Grund ist recht einfach. Man lernt mit jeder angefertigten Schüssel, auch wenn sie zu Beginn noch so lausig aussieht.

Dieses Prinzip trifft in so vielen Lebensbereichen zu und muss speziell Perfektionisten immer wieder eingetrichtert werden. Zu Beginn ist Quantität wichtiger als Qualität.

Du willst kochen lernen? Probier 100 Rezepte aus. Du willst Videos schneiden? Mach 100 Videos. Du willst Läufer werden? Fang an regelmäßig zu laufen, auch wenn es nur 2 Kilometer sind.

Quantität zum Ziel zu machen hat einen weiteren entscheidenden Vorteil. Wir hören auf uns die lähmende Frage zu stellen: “Was wenn es nicht gut genug ist?”.

So fangen wir an, uns auf den Prozess zu konzentrieren und nicht auf das Endziel. Wir haben einfach Spaß am lernen und sind zufrieden mit unserem regelmäßigen Fortschritt. Das ist der Weg um Erfolg und Lebensfreude zu verbinden.

Die Zeit ist nie perfekt

Doch ein Anfänger zu sein ist nunmal unangenehm. Wir haben so große Angst davor, dass andere über uns reden oder wir das anscheinend perfekte Gesamtbild von uns selbst zerstören. Dabei vergessen wir, dass jeder mit sich selbst beschäftigt ist und sowieso keine Zeit hat, sich über uns Sorgen zu machen. Genau darum geht es in dem Artikel “Keiner interessiert sich für dich und das ist gut so”.

Wenn du die Idee hast dich selbständig zu machen, einen Blog zu schreiben oder einen YouTube Kanal zu starten, wirst du dir immer denken, dass die Zeit noch nicht perfekt ist. “Ich muss noch X lernen”, “Ich bin noch zu jung”, “Ich muss noch Erfahrungen sammeln”, all das sind Aussagen, die uns davon abhalten endlich anzufangen.

Beim Start dieser Website ging es mir ähnlich. Der Start ist einfach unangenehm. Man weiß nicht wie Leute darauf reagieren und ob sie einen verurteilen.

Auch die Qualität ist zu Beginn noch bescheiden. Doch das ist genau der Punkt, das wird zu Beginn immer so sein und irgendwann muss man diesen Schritt einfach machen.

Bei meinen Beiträgen war Quantität viel wichtiger als Qualität. Hätte ich mich von Beginn an rein auf Qualität fokussiert, hätte ich wohl nie auf “Veröffentlichen” geklickt. Außerdem lerne ich mit jedem Beitrag dazu.

Die simple Entscheidung, vor knapp zwei Jahren, jeden Sonntag einen Artikel zu veröffentlichen, gibt mir gar nicht die Möglichkeit, Monate lang an einem Beitrag zu feilen und das ist gut so.

Es nimmt uns die Angst, da wir ein kleines erreichbares Ziel vor uns haben und dieses Ziel ist meist einfach den nächsten Schritt zu machen. Der erhoffte Erfolg kommt so von ganz allein.

Buchempfehlungen

Erst diese Woche habe ich das Buch “Do the Work” von Steven Pressfield gelesen. Schnelle Leser sind wahrscheinlich in einer Stunde damit durch. Trotzdem enthält es so großartige Einsichten und gerade aufgrund der Kürze, werde ich das Buch bestimmt noch einige Male lesen.

Für alle, die wie ich, schon ein Fan von “The War of Art” waren, ist “Do the Work” ein absolutes Muss. Wenn du “The War of Art” noch nicht gelesen hast, würde ich empfehlen, es vorher zu lesen, da es das Grundproblem der “Resistance” beschreibt und ebenfalls in kürzester Zeit gelesen ist.

Auch die Bücher von Seth Godin passen super zu dieser Thematik. Sie sind ebenfalls kurz und mit Nuggets gefüllt. Hier beispielsweise das Buch “Linchpin”.

Ein eher unbekanntes Buch, was ich auch voll und ganz empfehlen kann, ist “Show your Work!” von Austin Kleon.

The War of Art – Steven Pressfield

Do the Work – Steven Pressfield

Linchpin – Seth Godin

Show your Work! – Austin Kleon

Abschließend noch ein Zitat von Austin Kleon:

“Don’t wait until you know who you are to get started.”

Hier eine Bücherliste, falls du auf der Suche nach neuen Büchern bist. Wenn du noch nie Hörbücher probiert hast, kann ich dir das Probeabo von Audible empfehlen. Kostet nichts, ist jederzeit kündbar und du kannst dir das Buch auch nachher noch behalten.

Über eine Anmeldung zum Newsletter würde ich mich enorm freuen.


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