Der unfaire Vorteil in einer Welt tausender Optionen

Wir leben in einer Zeit von tausenden Optionen. Dass wir damit nicht umgehen können zeigt sich schon, wenn wir eine halbe Stunde durch Netflix scrollen und uns noch immer für keinen Film entschieden haben. Selbst bei diesen kleinen Entscheidungen hadern wir mit uns selbst. Doch wir bewundern jene Menschen, die sich in ihrem Leben voll und ganz einer bestimmten Sache verpflichten. Seien es Sportler, Schauspieler oder Wissenschaftler, es sind jene, die sich für einen möglichen Weg entscheiden und ihn mit vollem Einsatz durchziehen.

Wir möchten alle Optionen

Egal ob beim Netflix-Beispiel, der Studienwahl oder der Partnersuche. Wir wollen alle Optionen und möchten uns auf keinen Fall zu früh festlegen.

Pete Davis vergleicht unser Leben in seinem Buch “Dedicated” mit einem langen Gang mit tausenden Räumen. Wir möchten immer auf dem Gang bleiben und keinen Raum betreten, da wir ständig grübeln, ob es der richtige Raum ist. Wir möchten uns nicht festlegen, da wir den perfekten Raum suchen.

Doch wir können uns nie sicher sein, solange wir am Gang bleiben und keinen Raum betreten. Im Gang haben wir zwar alle Optionen, aber langfristig macht es nunmal auch keinen Spaß in keinem Raum zu sein.

Wir bewundern Menschen, die sich selbst voll und ganz einer Sache hingeben. Dafür ist es notwendig, auch mal den Schritt zu wagen und einen der Räume zu betreten.

Triff die Entscheidung

Wie in dem Beitrag “Kämpfst du mit zu vielen Entscheidungen?” beschrieben, zeigen zahlreiche Studien, dass uns viele Wahlmöglichkeiten unglücklicher machen. Auch wenn wir dadurch wahrscheinlicher das finden, was zu unseren Vorlieben passt.

Mit einem Ja sagt man Nein zu allen anderen Optionen und genau das macht es so schwer. Sich zu entscheiden ist immer mit negativen Emotionen verbunden, da wir ständig zweifeln, ob es die richtige Entscheidung war.

Bei allen Entscheidungen neigen wir zu glauben sie sind binär, also richtig oder falsch. Doch das ist völliger Unsinn.

Wir glauben ständig, wir sind die einzigen, die mit ihrer Entscheidung hadern. Doch uns muss bewusst werden, dass die wenigsten Studenten sich sicher sind, was sie machen möchten und ob sie sich für das richtige Studium entschieden haben. Das selbe gilt für den Job oder Beziehungen.

Auch wenn du Jahre darüber nachdenkst, wirst du keine Antwort finden. Wir müssen uns einfach für etwas entscheiden und dort vollen Einsatz zeigen.

Als ich klein war wollte ich Tischler werden. Danach kamen Zwischenstationen wie Koch und Kindergärtner. Der Zivildienst und die Arbeit im Krankenhaus haben mich ebenfalls so begeistert, dass ich überlegt habe Pfleger oder Sportmediziner zu werden. Ein Sportstudium war sowieso immer mit in der Auswahl.

Ich hatte nie das Problem, dass ich keine Interessen hatte, sondern dass ich mich für so vieles begeistern kann.

Das Studium startete ich nach der HAK mit der Einstellung, dass ich Steuerberater werde. Doch gleich im ersten Semester hatte ich am meisten Freude mit den Ökonomie-Kursen. Nach langer Überlegung habe ich mich durchgerungen, mich für das Masterstudium der Ökonomie zu entscheiden.

Ich habe gehadert und bin heute enorm froh über meine Entscheidung. Meinen Job mache ich mit wirklicher Freude und ich lerne jeden Tag dazu.

Ab kommendem Semester darf ich sogar einen meiner Lieblingskurse im Bachelor, der mich erst auf die Idee gebracht hat Ökonomie zu studieren, selbst unterrichten. Die Kursvorbereitung macht mir enorm Spaß und ich genieße es mich noch tiefer mit dem Thema zu beschäftigen.

Das soll nicht heißen, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe. Ich bin mir sicher, dass ich auch in den anderen Bereichen eine Leidenschaft entwickelt hätte.

Wir können zwar machen was wir wollen, aber eben nicht alles. Deshalb ist so wichtig sich für einen Weg zu entscheiden und das auch durchzuziehen.

Das ist eine der wichtigsten Lektionen meines Vaters. Es war und ist ihm vollkommen egal was ich mache. Das einzige was für ihn zählt ist, wenn ich etwas mache, soll ich es ordentlich machen.

Wenn du nicht weißt, wo du starten sollst, kann ich dir den Artikel “Die 1:100:1 Regel” empfehlen.

Verringere den Einsatz

Bei großen Entscheidungen, wie dem Wohnort, der Studiumswahl oder der Jobentscheidung, reden wir uns selbst ein, dass sie lebensverändernd sind. Das erhöht den Einsatz natürlich enorm und macht die Entscheidung nicht unbedingt leichter.

Viele dieser Entscheidungen werden unser Leben auch tatsächlich maßgeblich verändern. Was wir allerdings vergessen ist, dass fast alle dieser Entscheidungen innerhalb kurzer Zeit rückgängig gemacht oder geändert werden können.

Es ist vielleicht komisch, in einem Beitrag, in dem es um Hingabe und freiwillige Verpflichtung geht, darüber zu schreiben, Dinge aufzugeben. Doch es ist immer die Frage, warum man etwas aufgibt.

Seth Godin beschreibt es schön in dem Buch “The Dip: The extraordinary benefits of knowing when to quit (and when to stick)”. Wenn man sich einer Sache hingibt wird es nach einer gewissen Anfangseuphorie schwierig werden und man muss durchbeißen.

Doch wir sollten Dinge nicht aufgeben, weil sie schwer oder unangenehm sind. Das ist genau der Punkt wo wir uns von anderen unterscheiden können. Wer diese unangenehme Phase durchdrückt und Experte in seinem Gebiet wird, wird es auf keinen Fall bereuen.

Das Gegenteil von Liebe und Hingabe ist nämlich nicht Hass, also wenn wir etwas gar nicht mehr ausstehen können. Das Gegenteil ist Gleichgültigkeit.

Wenn uns etwas einfach vollkommen egal ist, dann ist es auch vollkommen in Ordnung es hinzuschmeißen.

Doch gerade, wenn wir uns unsicher sind, ob etwas das Richtige für uns ist, ist es wichtig nicht im Grübeln stecken zu bleiben. Wir müssen einfach Zeit investieren und weiter dafür arbeiten. Auch wenn sich im Nachhinein herausstellt, dass es nichts für dich ist, hast du wenigstens diese wertvolle Erkenntnis.

Gilt auch für Beziehungen

Der Vortrag vom britischen Autor Alain de Botton ist absolut großartig: “Why you will marry the wrong person”. Er beschreibt, dass wir nie den perfekten Partner finden werden, da wir alle nunmal nicht perfekt sind. Außerdem sind wir Menschen und somit ist es grundsätzlich hin und wieder schwer mit uns.

Durch die verschiedensten Apps wie Tinder, tun sich viele schwer sich auf eine Person einzulassen. Sie glauben ständig, dass da draußen ja noch etwas Besseres warten könnte.

In einer langjährigen Beziehung zu sein ist auch nicht einfach, wie ich in dem Beitrag “Die Illusion der perfekten Beziehung” beschrieben habe. Aber der wichtige Punkt ist, dass auch alleine sein auf Dauer schwer ist. Egal wie man sich entscheidet, wird man sich fragen wie es anders wäre.

Doch das ist vollkommen normal und wir müssen uns auf eine Person einlassen, um zu sehen, ob es für immer halten kann.

Gilt selbst im kleinen Rahmen

Wir haben selbst Probleme damit, einen längeren Artikel zu lesen oder ein Video zu schauen, das länger als 3 Minuten dauert. Auch hier wollen wir lieben tausenden Optionen, als uns mit einem Thema zu beschäftigen.

Kurze Videos wie Reels auf Instagram oder TikTok sind kurzfristig großartig. Aber woran erinnern wir uns danach wirklich? Wenn wir uns 1,5 Stunden eine Doku ansehen oder auch nur 20 Minuten einen Vortrag, können wir Ideen bekommen, die unsere Denkweise ein Leben lang beeinflussen.

Das selbe gilt, wenn wir uns Zeit nehmen, um ein gutes Buch zu lesen.

Da es ein derart wichtiges Thema ist, gibt es auch zahlreiche großartige Bücher dazu:

Dedicated – Pete Davis

Dieses Buch lese ich gerade. Bin zwar erst bei der Hälfte, aber die Message ist hervorragend:

The Dip – Seth Godin

Es ist ein wirklich kurzes Buch mit super Erkenntnissen. Es geht darum unterscheiden zu können, wann es Zeit ist, etwas aufzugeben:

Linchpin – Seth Godin

Ebenfalls ein eher kurzes, wahnsinnig motivierendes Buch von Seth Godin:

Grit – Angela Duckworth

Angela Duckworth ist Psychologie Professorin an der University of Pennsylvania, trotzdem ist das Buch leicht zu lesen und absolut motivierend:

Abschließend noch ein Zitat von Phil McGraw:

“Sometimes you make the right decision, sometimes you make the decision right.”

Hier eine Bücherliste, falls du auf der Suche nach neuen Büchern bist. Wenn du noch nie Hörbücher probiert hast, kann ich dir das Probeabo von Audible empfehlen. Kostet nichts, ist jederzeit kündbar und du kannst dir das Buch auch nachher noch behalten.

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