Bei erfolgreichen Menschen fragt man sich oft, wie sie diese wahnsinnige Expertise und Kompetenz in ihrem Bereich aufbauen konnten. Es ist unfassbar, was Turner oder Wasserspringer bei Olympia zeigen. Wir glauben oft, dass es die Genetik der Menschen ist und dass sie einfach „anders“ sind. Doch das ist kompletter Blödsinn. Meist lässt sich der Weg durch zwei Komponenten zusammenfassen: Gute Gewohnheiten und Konsequenz.
Im Nachhinein sieht es immer danach aus, als wäre der Erfolg über Nacht gekommen. Allerdings übersieht man die jahrelange Arbeit, die den Erfolg über Nacht erst möglich gemacht hat. Der Schlüssel sind kleine regelmäßige Verbesserungen über einen langen Zeitraum.
In puncto Erfolg spielt natürlich auch Glück eine wesentliche Rolle. Doch es wäre ein großer Fehler, seinen Erfolg nur dem Glück zu überlassen. Wir müssen unsere Fähigkeiten ständig verbessern und Neues lernen, um die Chance ergreifen zu können, wenn sich eine Möglichkeit bietet.
Deshalb geht es in diesem Beitrag darum, wie wir unsere Gewohnheiten zu unserem Vorteil nutzen und unser Glück positiv beeinflussen können. Konsequenz ist dabei essentiell, denn wie bereits der Filmproduzent Samuel Goldwyn gesagt hat: „The harder I work, the luckier I get.“
Unteres Limit
Wenn wir eine neue Gewohnheit etablieren möchten, ist es vollkommen intuitiv uns ein unteres Limit zu setzen. Wenn wir beispielsweise wieder fit werden und regelmäßig trainieren möchten, setzen wir uns ein unteres Limit von 30 Minuten Bewegung pro Tag.
Leider fragen sich die meisten Menschen nur „Was schaffe ich an meinen besten Tagen?“. Der Trick ist zu fragen „Was schaffe ich sogar an meinen schlechtesten Tagen?“. Fang klein an. Meistere zuerst die Gewohnheit überhaupt zu trainieren und kümmere dich noch nicht darum wie lange.
Die 30 Minuten pro Tag sind also wahrscheinlich zu hoch angesetzt. Du solltest dir zu Beginn nur ein unteres Limit von 5 Minuten setzen. Auch wenn der Tag noch so stressig ist, findet man 5 Minuten um ein paar Liegestütze und Klimmzüge zu machen oder eine kurze Runde zu spazieren.
5 Minuten hört sich für manche so an, als würden sie überhaupt nichts bringen. Doch es geht einfach darum die Gewohnheit zu etablieren, jeden Tag etwas zu machen. Wenn du das mal geschafft hast, kannst du dich jederzeit in Dauer und Intensität steigern.
Diese Einstellung hilft enorm. Denn man steht leichter von der Couch auf, wenn man nur 10 Liegestütze machen möchte, als wenn man sich für ein einstündiges Training aufraffen muss.
„A short training is better than no training“, also ein kurzes Training ist immer noch besser als gar kein Training.
Oberes Limit
Wie eingangs erwähnt, ist es intuitiv sich ein unteres Limit zu setzen. Doch in dem Buch „Effortless“ von Greg McKeown habe ich kürzlich von der Wichtigkeit eines oberen Limits gelesen.
Im Jahr 1911 versuchten zwei Rivalen, als erste Menschen den Südpol zu erreichen: Captain Robert Falcon Scott aus Großbritannien und Roald Amundsen aus Norwegen.
Mit nur wenigen Tagen Abstand starteten die beiden Teams das 1.500 Meilen Rennen gegen die Zeit, unter lebensbedrohlichen Bedingungen.
Scott nutzte die Schönwetter Tage, um ordentlich voranzukommen und trieb dabei sein Team zur Erschöpfung. Bei Sturm und Schneefall blieb er im Zelt und beschwerte sich in seinem Tagebuch über sein Pech mit dem Wetter. Als ein Blizzard tobte schrieb er „Ich bezweifle, dass irgendein Team bei diesem Wetter vorankommen kann“.
Amundsen hingegen schrieb bei einem ähnlichen Blizzard: „Es war ein unangenehmer Tag – Sturm, Drift und Frostbeulen, aber wir sind unserem Ziel 13 Meilen näher gekommen.“
45 Meilen vor dem Südpol schrieb Amundsen von perfektem Wetter. Sie waren also so nahe dran und wenn sie ordentlich Gas geben, könnten sie den Südpol in nur einem Tag erreichen. Doch es dauerte 3 Tage.
Der Norweger verfolgte einfach einen anderen Ansatz. Das Ziel war es jeden Tag 15 Meilen voranzukommen, nicht mehr und nicht weniger.
Er setzte sich also bewusst ein oberes Limit. Selbst an schönen Tagen, an denen eine weitere Strecke möglich gewesen wäre, stoppte er nach 15 Meilen um Energie zu sparen.
Scott hingegen erlaubte seinem Team nur dann sich zu erholen, „wenn es friert“.
Am 14. Dezember 1911, erreichten Amundsen und sein Team als die Ersten den Südpol und was noch wichtiger ist, sie schafften auch die Rückreise.
Scott und sein Team kam über 30 Tage später vollkommen erschöpft am Südpol an, nur um ein Zelt zu finden, das zeigt, dass sie zu spät waren.
Tragischerweise erfroren alle 5 Männer aus Scotts Team am Rückweg.
Der Schlüssel für das Team von Amundsen war, sich das obere Limit von 15 Meilen pro Tag zu setzen. Auch wenn an den guten Tagen weitaus mehr möglich gewesen wäre, entschied er sich für den konstanten Weg, der Wert auf Erholung legte.
Die Geschichte ist meiner Meinung nach auch für den Alltag enorm wichtig. Klischeehaft hört man immer, dass das Leben ein Marathon und kein Sprint ist. Genau deshalb ist es wichtig, sich seine Ressourcen einzuteilen und nicht ständig zwischen den Extremen zu pendeln.
Starte also langsam mit einer neuen Gewohnheit, auch wenn gerade zu Beginn die Motivation und der Ehrgeiz enorm hoch sind.
Einstiegspunkt ist entscheidend
Mach nicht den Fehler zu glauben, dass 5 Minuten in denen du durch Instagram scrollst keinen Unterschied machen. Meist bestimmen die kleinen Entscheidungen, ob man zum Beispiel Instagram öffnet oder ein Buch zur Hand nimmt, den Verlauf der nächsten Stunden.
Beispielsweise hadere ich oft mit mir selbst, ob ich GoodNotes öffnen soll, wo ich ein Lehrbuch durcharbeiten kann, oder kurz eine Pause mache und YouTube öffne. Natürlich ist der Plan nur ein kurzes Video zu schauen.
Doch die kleine Entscheidung YouTube anstatt GoodNotes zu öffnen, bestimmt den Verlauf der kommenden Stunde. Ich komme von einem Video zum anderen und bin über einen langen Zeitraum abgelenkt. Den Unterschied macht die Entscheidung am Einstiegspunkt.
Es sind oft nur 5 bis 10 kleine Entscheidungen pro Tag. Ziehe ich mir das Sportgewand an oder setze ich mich kurz auf die Couch? Es geht immer um diesen Einstiegspunkt, der entscheidet, ob der folgende Zeitblock produktiv ist oder nicht.
Mit jeder Handlung gibst du eine Stimme ab in der Entscheidung, welche Person du sein möchtest.
Hier zwei großartige Bücher zu dem Thema, wie man Zeit findet für die Dinge die einem wichtig sind:
Das erste Buch von Greg McKeown „Essentialismus“ ist schon seit Beginn der Website in meiner persönlichen Top 10. Diese Woche bin ich mit seinem neuen Buch „Effortless“ fertig geworden, aus dem auch die Geschichte mit dem Rennen zum Südpol stammt. Auch das ist eine absolute Empfehlung:
Effortless
Essentialismus
Abschließend noch ein Zitat, das als Grundsatz bei den Navy SEALs dient:
„Slow is smooth and smooth is fast.“
Hier eine Bücherliste, falls du auf der Suche nach neuen Büchern bist. Wenn du noch nie Hörbücher probiert hast, kann ich dir das Probeabo von Audible empfehlen. Kostet nichts, ist jederzeit kündbar und du kannst dir das Buch auch nachher noch behalten.
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