Wahrscheinlich kennst du selbst die Situation, dass du für eine Prüfung lernen oder eine Arbeit für die Uni schreiben musst, die Deadline aber erst in 3 Monaten ist. Völlig verständlich wird die Arbeit immer weiter hinausgeschoben und man bringt absolut nichts weiter. Eine Woche vor der Deadline kommt dann allerdings plötzlich das unangenehme Gefühl, dass es doch ziemlich stressig werden könnte. Man liegt im Bett und ist sich sicher, dass sich das alles nicht mehr ausgehen kann.
Die gute Nachricht ist, was du hoffentlich auch aus eigener Erfahrung weißt, dass es sich schlussendlich immer irgendwie ausgeht. Man schläft zwar die letzten paar Nächte vor der Deadline weniger und man fühlt sich mies, aber man wird unheimlich produktiv. Was hindert uns also daran, immer so produktiv zu sein und früher mit der Arbeit zu beginnen? Will man die ganze Problematik schön ausdrücken, heißt es das Parkinsonsche Gesetz. Es besagt nichts anderes, als dass sich die Arbeit immer in dem Maß ausdehnt, gemäß der Zeit die für die Erledigung zur Verfügung steht.
Das Problem ist halb so wild, wenn es sich um klar strukturierte Aufgaben mit einer klaren Deadline handelt. Wie zuvor beschrieben, ist es zwar nicht optimal, dass wir nicht regelmäßig vor einer Prüfung lernen, sondern nur wenn der Hut brennt, kurz bevor es zu spät ist. Allerdings kommt die Prüfung dann unweigerlich und wenn das unangenehme Gefühl mal größer wird, als die Überwindung die es braucht um anzufangen, dann schaffen wir es auch irgendwie.
Richtig problematisch ist die Situation allerdings, bei Zielen, die keine Deadline haben. Beispielsweise schieben viele Menschen es immer weiter hinaus sich mehr um den eigenen Körper zu kümmern. Man isst ungesund und betreibt kaum Sport, nimmt sich aber natürlich fest vor, nächste Woche oder nächstes Monat damit zu beginnen. Es gibt keine klare Deadline und deshalb wird es so lange hinausgeschoben, dass es nie passiert. Vielleicht hast du aber auch eine Geschäftsidee, die du immer umsetzen wolltest, aber nie die richtige Zeit dafür war. Oder du möchtest deinen Beruf wechseln und etwas neues lernen, aber du schiebst den unangenehmen Wechsel immer weiter hinaus.
Das Problem ist gar nicht, dass wir nicht wissen was zu tun wäre, wir müssten einfach mal damit starten. Man kann die Aufgabe auch hinausschieben, in dem man die Sache komplizierter macht als es ist. Wir schauen tausende Videos über das richtige Training oder den richtigen Laufstil, anstatt endlich das erste Mal in diesem Jahr ins Fitnessstudio oder Laufen zu gehen. Du wirst sehn, dass es oft richtig Spaß macht, wenn du dich endlich überwunden hast deinen Zielen auch nachzugehen. Noch viel wichtiger ist, dass man nicht immer ein unangenehmes Gefühl hat, wenn man etwas anderes macht, da man selbst ganz genau weiß, dass man eigentlich seine Vorhaben angehen sollte. Man liegt jeden Tag am Abend zufrieden im Bett, weil man weiß zumindest einen kleinen Schritt in die richtige Richtung gemacht zu haben.
Was kann also helfen, um endlich in die Gänge zu kommen? Enorm hilfreich ist die Kombination aus zwei sehr effizienten Strategien. Einerseits, hilft es eine große Aufgabe in kleinere leichtere Teilaufgaben zu splitten. Andererseits, solltest du diese kleinen Teilaufgaben mit persönlichen, künstlichen Deadlines verbinden. Willst du beispielsweise nicht bis zum Schluss warten, um für eine Prüfung zu lernen, kannst du dir vornehmen jeden Tag nur 2 Seiten im Lehrbuch zu lesen und das muss immer bis zum Abend erledigt werden, egal wie stressig der Tag auch ist. Du kannst dir auch vornehmen, jeden Tag nur 10 Liegestütz und 5 Klimmzüge zu machen.
Du wirst sehen, dass auch mit kleinen Schritten langfristig enorm viel weitergeht. Versuch auf keinen Fall dir unrealistische Ziele zu setzen, die nur funktionieren können, wenn nichts unvorhergesehenes kommt und du immer motiviert bist. Das Leben ist nun mal nicht so, dass wir immer top motiviert sind, oder nie etwas dazwischenkommt, was wir einfach nicht erwartet haben. Setze dir deshalb kleine Ziele, die du dann dafür auch definitiv einhältst. Wir überschätzen, was wir in einem Tag erreichen können, aber unterschätzen, was wir in zehn Jahren erreichen können. In zehn Jahren, wirst du dir wünschen, damals damit begonnen zu haben.
Solltest du gerade an deiner Bachelorarbeit, Masterarbeit oder einem anderen Projekt arbeiten, dass langfristige Motivation erfordert, kann ich zwei Bücher empfehlen, die mir enorm geholfen haben. Einerseits, Deep Work von Cal Newport („Konzentriert Arbeiten“ auf Deutsch), in dem beschrieben wird, wie wichtig es in der heutigen Zeit ist, Ablenkungsfaktoren zu vermeiden und sich über längere Zeit ungestört auf eine einzige Sache zu konzentrieren. Andererseits, war „The War of Art“ von Steven Pressfield die Rettung für mich, als ich am Beginn meiner Masterarbeit war, da es zeigt, dass jeder Mensch mit sich kämpft, um solche Projekte zu starten. Ebenfalls sehr empfehlenswert ist der TED Talk von Tim Urban über Prokrastination. Es ist absolut kein wissenschaftlicher Vortrag, sondern eher sehr motivierende Comedy und wurde deshalb auf YouTube schon fast 30 Millionen mal angeschaut.
Abschließend noch ein Zitat von der Autorin Karen Lamb:
„In einem Jahr wirst Du Dir wünschen, Du hättest heute angefangen.“