Wie sieht finanzielle Gesundheit aus? Eine spannende Frage, die allerdings nicht ganz einfach zu beantworten ist. Bei körperlicher Gesundheit ist es klarer. Jemand der sich gesund ernährt, regelmäßig trainiert, kein Übergewicht hat und Zeit in der Sonne und der Natur verbringt, ist wohl körperlich gesund. Auch die psychische Gesundheit rückt glücklicherweise immer weiter ins Rampenlicht.
Doch der Bereich der persönlichen Finanzen, der zweifellos all unsere anderen Lebensbereiche beeinflusst, wird meist vernachlässigt. Wahrscheinlich rührt es daher, dass in unserer Gesellschaft immer noch das Credo gilt: Über Geld spricht man nicht. Davon halte ich absolut gar nichts. Deshalb hier 6 Anzeichen finanzieller Gesundheit:
Du überstehst einen Sturm
Eine unerwartete Ausgabe von 500-5.000€ ist immer unangenehm, keine Frage. Allerdings sollte sie dich finanziell nicht ins Straucheln bringen.
Deshalb ist der erste Schritt für die finanzielle Gesundheit, sich eine Reserve aufzubauen. 3-6 Monatsgehälter sind wohl ein guter Richtwert. Du darfst nicht unterschätzen, wie sehr das dein Leben positiv beeinflusst. Es nimmt dir einen Großteil der Geldsorgen und ist somit der wichtigste Schritt.
Wo du derzeit stehst, sollte dich auf keinen Fall entmutigen. Der wertvolle Vergleich ist nicht mit Bekannten oder gleichaltrigen Personen, sondern nur mit dir selbst. Wenn du derzeit noch gar keine Ersparnisse hast, sind 20€ Ersparnis pro Woche ein großartiger erster Schritt.
Du verdienst mehr als du ausgibst
… und zwar jedes Monat.
Leider sind wir bei der Berechnung unserer monatlichen Ausgaben oft nicht ganz ehrlich zu uns selbst. Wir reden uns ein, dass der Arztbesuch, das Hochzeitsgeschenk für Freunde, die Kosten für neue Kleidung oder Schuhe und das neue Tablet Ausnahmen darstellen. Deshalb berücksichtigen wir sie nicht, wenn wir an unsere monatlichen Ausgaben denken.
Doch die Realität sieht anders aus. Diese angeblichen “Ausnahmen” kommen überraschend häufig vor und es gibt kaum ein Monat, in dem keine dieser Ausgaben anfällt.
Gewisse Ausnahmefälle gibt es tatsächlich. Beispielsweise der Autokauf oder eine größere Reise, die nur ein Mal pro Jahr vorkommt. Trotzdem solltest du diese Kosten nicht gänzlich vernachlässigen. Die beste Variante wäre, diese Kosten auf mehre Monate aufzuteilen.
Um das beurteilen zu können, brauchst du den nächsten Schritt.
Du kennst deinen Cashflow
Jedes erfolgreiche Unternehmen rechnet einen sogenannten Cashflow. Es werden einfach alle Einzahlungen, allen Auszahlungen gegenübergestellt, um die finanzielle Gesundheit des Unternehmens zu beurteilen. Außerdem können dadurch Probleme frühzeitig erkannt und gegebenenfalls Maßnahmen ergriffen werden, um sie zu vermeiden.
Dasselbe gilt auch für Privatpersonen. Doch weißt du wie viel Geld du in einem Monat durchschnittlich ausgibst bzw. wie viel dir für deinen Vermögensaufbau übrig bleibt?
Das Gute ist, den Cashflow für sich selbst zu berechnen ist nicht annähernd so komplex wie es für ein Unternehmen der Fall ist. Meist beschränkt sich die Einnahmen-Seite auf das monatliche Gehalt.
Für die verschiedensten, oftmals kleinen, täglichen Ausgaben, gibt es mittlerweile großartige Apps. Ich verwende seit Jahren die Gratis-Version der App “Buddy”, die allerdings nur für iOS verfügbar ist. Welche Budget-App du verwendest ist völlig egal. Hauptsache du gewöhnst dich daran.
Zu Beginn musst du einmalig alle fixen Ausgaben eintragen, die jedes Monat gleich bleiben. Sie können bei einer Änderung einfach angepasst werden. Alle anderen Kosten gibst du mit wenigen Klicks manuell ein. Bei mir ist das mittlerweile völlige Routine geworden und nimmt kaum Zeit in Anspruch.
Du hast einen Plan
Es ist großartig, wenn du deine Finanzen so weit im Griff hast, dass du deine monatlichen Finanzflüsse kennst und einen Teil für deine Zukunft zur Seite legst. Doch ab einem gewissen Vermögen, den zuvor erwähnten 3-6 Netto-Gehälter, solltest du dich auch mit dem Thema Investieren auseinandersetzen.
Wir müssen das Geld investieren um Vermögen aufzubauen. Denn Geld alleine wird durch die Inflation an Wert verlieren. Investitionen hingegen lassen dein Geld für dich arbeiten.
Allerdings gehört zu einem Plan auch zu wissen, wo wir mit all dem Vermögensaufbau hin wollen. Viele gewöhnen sich so sehr ans Geldverdienen und wissen nicht wann sie damit aufhören sollen.
Ein ansehnliches Beispiel dafür sind die absoluten Top-Verdiener. Die Hälfte der derzeitigen Tennis Top-10 der Männer lebt in Monaco. Es ist zwar einerseits mit Sicherheit ein schöner Zwergstaat, doch der Hauptgrund ist wahrscheinlich, dass es sich um ein Steuerparadies handelt. Rafael Nadal, der noch immer in seiner Heimat Mallorca lebt, sagt zurecht: Er hätte wohl das Doppelte verdient, wenn er nicht in Mallorca leben würde. Allerdings wäre er auch nur halb so glücklich, da in Mallorca seine Freunde und Familie leben.
Selbst Fußball-Profis, wo Geld keine Rolle mehr spielt, verzetteln sich in Steuerskandale, weil sie eines nie haben werden: genug.
Vorab ein finanzielles Ziel zu definieren kann also enorm hilfreich sein. Wir werden diese Ziele immer wieder nach oben anpassen und das ist auch gut so. Doch die verschiedenen Meilensteine zeigen uns, wie weit wir schon gekommen sind und wie dankbar wir dafür sein können.
Dein Vermögen ist langfristig ausgerichtet
Warren Buffett, einer der erfolgreichsten Investoren aller Zeiten, beschreibt es recht ansehnlich. Erst wenn die Ebbe kommt, sieht man wer ohne Badehose geschwommen ist.
Es reicht nicht, in einer großartigen Marktphase durch spekulative Investitionen ein Vermögen aufzubauen. Das kann ein oder auch mehrmals gut gehen und uns enorme Vermögenszuwächse bescheren. Doch ab einer gewissen Höhe wird vor allem Diversifikation, also Streuung der Vermögenswerte wichtig. Andernfalls werden wir über kurz oder lang am falschen Fuß erwischt werden.
Die Zinsanstiege der vergangenen Jahre sind ein Beispiel dafür. Wenn das gesamte Vermögen auf Schulden und einem großen Hebel aufgebaut ist, kann dieses Szenario, den finanziellen Ruin bedeuten.
Gleiches gilt, wenn dein gesamtes Vermögen in nur einer Aktie, einer Immobilie oder in Kryptowährungen investiert ist. Noch schlimmer sind stark gehebelte Zertifikate oder Meme-Coins.
Du siehst Geld als das was es ist
Das letzte Zeichen überrascht wohl viele, die von sich selbst behaupten würden, finanziell gesund zu sein. Vielleicht hast du bereits einen 6-stelligen Betrag investiert und kennst deine genaue Sparquote.
Doch leider vergessen wir dabei etwas ganz Entscheidendes. Geld ist nichts anderes als gespeicherte Möglichkeiten. Es kann unser Leben wahnsinnig bereichern. Allerdings nur, wenn wir es auch mit Freude nutzen.
Wir fokussieren uns so sehr auf den Vermögensaufbau, dass wir nie lernen, Geld auszugeben. Die gespeicherten Möglichkeiten werden also leider nie genutzt.
Deshalb müssen wir uns die Frage stellen: Warum möchte ich reich werden?
Sonst laufen wir Gefahr, dass Geld den Mittelpunkt des Lebens einnimmt, ohne zu wissen was wir damit erreichen möchten. Es wird ein Spiel, die Zahlen auf unserem Konto und in unserem Portfolio zu erhöhen, dass uns einen Großteil unserer wertvollen Lebenszeit raubt. Geld sollte eigentlich uns dienen und nicht wir dem Geld.
Das Ziel sollte doch sein, uns irgendwann kaum noch Gedanken über Geld machen zu müssen. Unser Leben nach unseren Vorstellung zu leben, ohne uns dabei von unseren Finanzen einschränken zu lassen. Haben wir finanzielle Gesundheit und ein gewisses Maß an Wohlstand erreicht, gibt uns das die Freiheit uns nicht 24/7 Gedanken über Geld machen zu müssen.
Es klingt absurd, doch für Leute wie mich, die sich gerne mit Finanzen beschäftigen und Spaß am Vermögensaufbau haben, ist oft der schwierigste Schritt Geld auszugeben. Denn genau die Sparsamkeit hat uns dorthin gebracht, wo wir heute stehen. Doch es ist entscheidend zu lernen Geld mit Freude und ohne schlechtes Gewissen auszugeben.
Das sind für mich persönlich 6 Anzeichen, die für finanzielle Gesundheit sprechen. Falls dir all das zu aufwendig klingt, möchte ich dich daran erinnern, welch wichtigen Teil Geld und Finanzen in unserem Leben einnehmen. Sonst würden wir nicht den Großteil unserer wachen Zeit mit Arbeit verbringen.
Außerdem bekommen wir die Zeit, die wir in unsere persönlichen Finanzen investieren, mehrfach zurück. Denn dadurch vermeiden wir finanzielle Probleme und schaffen uns Freiräume. Es besteht auch hier eine Ähnlichkeit zur körperlichen Gesundheit. Wenn wir unsere Gesundheit vernachlässigen und keine Zeit dafür investieren, entstehen Probleme und Krankheiten, die unser Leben erschweren und erst Recht Unmengen Zeit in Anspruch nehmen. Genau das gilt auch für unsere finanzielle Gesundheit.
Mach dir also Gedanken über deine finanzielle Situation und setze jene Veränderungen, die dich in eine solide Zukunft führen. Du musst dafür kein Finanzfreak werden und der Großteil lässt sich bereits automatisieren. Trotzdem müssen wir die Zeit ein Mal investieren, um das System aufzubauen und dann jedes Monat 1-2 Stunden dafür aufwenden. Ich kann dir versichern, dass es den Einsatz wert ist.
Schon länger spiele ich mit dem Gedanken, ein Seminar zum Thema persönliche Finanzen, Investieren und die Grundlagen der Finanzmärkte abzuhalten. Schreib mir gerne eine Nachricht, wenn du dich dafür interessieren würdest.
Wenn du mehr zu dem Thema lesen möchtest:
“Wie Du finanziell unabhängig wirst”, “Warum möchtest Du reich werden” & “Die 4 Vermögensstufen: Wie Geld dich glücklich macht”.
Buchempfehlung
Derzeit lese ich das neu erschienene Buch von Scott Galloway, The Algebra of Wealth. Bisher ist es großartig, doch da ich erst am Anfang bin, reicht es noch nicht für eine Empfehlung. Deshalb hier zwei absolute Must-Reads im Finanzbereich:
Über die Psychologie des Geldes – Morgan Housel
Das einzige Buch, das Du über Finanzen lesen solltest – Thomas Kehl & Mona Linke
Abschließend noch ein Zitat von Ayn Rand:
“Money is only a tool. It will take you wherever you wish, but it will not replace you as the driver.”
Hier eine Bücherliste, falls du auf der Suche nach neuen Büchern bist. Wenn du noch nie Hörbücher probiert hast, kann ich dir das Probeabo von Audible empfehlen. Kostet nichts, ist jederzeit kündbar und du kannst dir das Buch auch nachher noch behalten.
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