Von klein auf lernen wir, dass wir unsere Leidenschaft zum Beruf machen sollen. Denn wenn wir lieben was wir tun, brauchen wir nie wieder zu arbeiten. Dem stimme ich vollkommen zu, denn wir verbringen einen enormen Teil unseres Lebens im Beruf. Deshalb ist es kein Geld der Welt wert, etwas zu tun, dass uns langfristig unglücklich macht. Allerdings kann die Vorstellung, wie wir zum persönlichen Traumjob kommen, durchaus zu enormem Druck führen.
Oftmals glauben wir, es gibt nur den einen perfekten Beruf, für den wir geschaffen sind. Auch Steve Jobs spricht in seiner Rede für die Universitätsabsolventen an der Stanford University davon, dass wir nach unserer Leidenschaft suchen müssen und nicht aufhören dürfen, bis wir sie gefunden haben. Obwohl die Rede extrem empfehlenswert und motivierend ist, kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass sie dazu führen kann, den eigenen Lebensweg zu hinterfragen.
Die Vorstellung, dass es die EINE Leidenschaft gibt, die wir finden und zum Beruf machen müssen, führt nämlich dazu, dass wir bei jeder großen Entscheidung unsicher sind und zweifeln, welche die richtige ist. Doch was ich mit diesem Artikel erreichen möchte ist, dass man realisiert, dass es bei den meisten großen Entscheidungen im Leben nicht nur richtig oder falsch gibt. Wenn wir beispielsweise vor der Wahl der Studienrichtung stehen, bilden wir uns ein, dass wir das richtige Studium wählen müssen, um glücklich zu werden. Dies führt zu gewaltigem Druck und Unsicherheit.
Ein kanadisches Forschungsteam, geleitet von Robert J. Vallerand, führte umfangreiche Befragungen bei 539 Studenten durch, um der Frage der Leidenschaft nachzugehen. 84 % der Studierenden gaben an, eine Leidenschaft zu haben. Allerdings waren die Top 5: Tanzen, Hockey (klar in Kanada), Skifahren, Lesen und Schwimmen. Und obwohl es einen winzigen Prozentsatz von Menschen gibt, die diese Interessen ihren Beruf nennen dürfen, ist es kein Karriereweg, der für die große Masse vorstellbar ist. Generell geben 96 % der Befragten an, dass Hobbies wie Sport und Kunst ihre Leidenschaft seien.
Dieses Beispiel soll nicht zeigen, dass die meisten von uns sowieso keine Chance haben, den Traumjob zu finden, sondern aufmerksam machen, dass die Leidenschaft für einen Beruf nicht bereits in uns verankert sein muss, sondern sich auch entwickeln kann. Was macht also einen erfüllenden Beruf aus? Die Selbstbestimmungstheorie beschreibt 3 Schlüsselfaktoren:
- Unabhängigkeit
- Kompetenz
- Bezug
Die Unabhängigkeit beschreibt das Gefühl, dass man seine Arbeit und seinen Tag selbst bestimmen kann und die Tätigkeiten sinnvoll sind. Die Kompetenz ist essentiell, damit man von sich selbst überzeugt ist, dass man gut ist in dem was man tut. Mit Bezug ist die Verbindung zu anderen Menschen gemeint. Es ist vollkommen intuitiv, dass die Beziehungen in der Arbeit zu mehr Freude im Job führen. Die ersten beiden hingegen, also Unabhängigkeit und Kompetenz, sind klar miteinander verbunden. Wenn wir Experten sind in unserem Bereich, wird die Unabhängigkeit über kurz oder lang auch dazukommen.
Deshalb solltest du dir bei wichtigen Entscheidungen klarerweise genug Zeit zum Überlegen geben, aber ab einem gewissen Grad wird dir das nicht mehr weiterhelfen. Ab dann solltest du dich für eine Alternative entscheiden und dort Zeit und Energie investieren, ständig besser zu werden in dem was du tust. Sei dir dabei bewusst, dass es nicht nur eine richtige Wahl gibt, sondern du dich zwischen zwei super Optionen entscheidest. Bei mir war die Überlegung vor dem Studium beispielweise, ob ich mich im Sport- und Gesundheitsbereich vertiefen möchte oder in die Wirtschaftsrichtung gehe. Ich habe mich für Wirtschaft entschieden, betreibe leidenschaftlich gerne Sport und bin weiterhin sehr interessiert an Gesundheitsthemen. Ich bin absolut zufrieden mit meiner Entscheidung und genieße was ich tue.
Heißt das also, dass ich mich damals richtig entschieden habe? Natürlich kann man nie wissen, wie es gekommen wäre, wenn ich mich für ein Sportmedizin-Studium entschieden hätte, aber ich bin überzeugt, dass ich auch damit glücklich geworden wäre. Es war also keine Entscheidung zwischen richtig und falsch, sondern zwischen zwei tollen Optionen.
Natürlich sollte man in einen Bereich gehen, in dem man seine Stärken nutzen kann. Bist du beispielsweise extrovertiert und genießt es mit Menschen zu arbeiten, solltest du vielleicht nicht theoretischer Mathematiker werden. Allerdings gehen wir sowieso intuitiv in jene Richtungen, in denen wir aufblühen, da uns genau die angesprochene Kompetenz Freude bereitet.
Verständlicherweise ist es nicht einfach, wenn man vor einer großen Entscheidung steht, wie zum Beispiel der Berufswahl. Aber verwende die Zeit nicht mit langem Grübeln, sondern entscheide dich und gib dann richtig Gas. Lerne soviel wie möglich und versuch deine Kompetenzen in deinem Bereich immer weiter auszubauen. Wenn du dann Experte bist und du anderen Leuten damit helfen kannst und Kollegen dich nach Rat fragen, wirst du Freude an dem haben, was du tust. Sollte es dann wirklich dazu kommen, dass der eingeschlagene Bereich dich langfristig nicht glücklich macht, kann dir die Erfahrung trotzdem keiner mehr nehmen und sie werden dir auch bei einem kompletten Umstieg in eine andere Branche behilflich sein.
Zu diesem Thema kann ich, dass Buch „So good they can’t ignore you“ von Cal Newport empfehlen. Es ist auch auf meiner persönlichen Top 10, da es meine Entscheidungen maßgeblich geprägt hat. Werde also selbst „so good they can’t ignore you“, denn wir sollten es alle schaffen, dass uns unser Beruf so viel Freude bereitet, dass der Montag nicht mehr mit negativen Emotionen behaftet ist, sondern du dich jeden Morgen auf einen spannenden Tag freuen kannst.
Falls du noch nie Hörbücher ausprobiert hast, kann ich dir Audible empfehlen. Ich höre jeden Tag am Weg in die Arbeit oder bei einer langen Autofahrt ein Hörbuch um die Zeit zu nutzen. Mit diesem Link, bekommst du ein Hörbuch bei Audible kostenlos, das du auch behältst, wenn du danach sofort wieder kündigst. Somit kannst du das Buch „So good they can’t ignore you“ (auf deutsch: „Die Traumjoblüge“) kostenlos hören.
