Eine der größten Herausforderungen unseres modernen Lebens

Unsere heutige Zeit macht das Leben so einfach wie nie. Wir müssten unsere Wohnung über Jahre nicht verlassen. Essen und Lebensmittel kann man sich liefern lassen, Ärztekontakte können via Video abgewickelt werden und wir verfügen über eine nie endende Auswahl an Entertainment wie Spiele, Serien, sexuelle Inhalte und soziale Medien. Doch wie so oft bringen Vorteile auch Nachteile mit sich. Sie prägen unser Leben und sind wohl eine der größten Herausforderungen unseres modernen Lebens.

Wir suchen Komfort

Unbehagen ist sowohl körperlich als auch emotional. Es ist Hunger, Kälte, Schmerz, Erschöpfung, Stress und jede andere unangenehme Wahrnehmung und Emotion. Doch dieses Unbehagen hat eine wichtige Funktion. Es motiviert uns.

Unsere Suche nach Komfort hat uns dazu gebracht nach Essen zu suchen, uns einen Unterschlupf zu bauen und vor gefährlichen Tieren zu flüchten. Sie hält uns davon ab Risiken einzugehen. Die Suche nach Komfort ist also evolutionär bedingt. Denn sie erhöht die Chance weiterzuleben und somit unsere DNA weiterzugeben.

Doch wir leben heute in einer vollkommen anderen Zeit. Damals waren die Zeiten des Komforts nie von langer Dauer. Der Trieb danach zu suchen war berechtigt. Heute hingegen ist Komfort der Normalzustand.

Ein Großteil von uns arbeitet in einem ergonomischen Sessel, an einem klimatisierten, wetterunabhängigen Platz mit Essen im Überfluss. Auch körperlichen Gefahren sind wir nicht ausgesetzt.

Unser Überfluss an Komfort mit Autos, Computer, Fernseher, Klimaanlagen, Smartphones, ultraverarbeitete Lebensmitteln, etc. begann erst vor rund 100 Jahren oder gar noch später. Wir sind es also noch nicht gewohnt und können uns vor allem nicht vorstellen, dass Komfort etwas Negatives sein kann.

Die Komfort-Krise

Es ist paradox. Trotz unseres Überflusses an Komfort, steigen die Unzufriedenheit und die psychischen Belastungen in unserer Bevölkerung. Ein Mitgrund dafür ist, dass wir alles für selbstverständlich halten. All die großartigen Dinge unserer modernen Gesellschaft.

Es ist der Kontrast der uns glücklich macht. Denk nur daran wie herrlich ein Glas Wasser ist, wenn du vor Durst fast umkippst. Nachdem ich drei Tage gefastet habe (nicht um abzunehmen), war das erste Stück Obst unfassbar köstlich. Wenn wir es jeden Tag und zu jeder Zeit haben können? Nichts Besonderes.

Doch sind wir mal ehrlich. Wer von uns verspührt regelmäßig Unbehagen?

Auch wenn wir uns mal plagen und laufen gehen, tun wir das nur, wenn es nicht zu kalt, nicht zu heiß und nicht zu nass ist. All unsere Vorteile haben uns weich gemacht. Wir sind nicht mehr widerstandsfähig. Dabei wäre Unbehagen wichtig, um all die großartigen Dinge in unserem Leben zu schätzen.

Die ganze Thematik beschränkt sich nicht nur auf körperliches Unwohlsein. Mindestens genauso einflussreich ist die Abwesenheit jeglicher Langeweile. Wir halten nicht mal mehr 10 Sekunden aus in denen der Computer hochfährt. Selbst diese Zeit überbrücken wir mit einem kurzen Blick aufs Smartphone.

Wir füllen jede freie Sekunde und verpassen somit unser großartiges Leben.

Es ist ein Fehler zu glauben, dass das Ziel unseres Lebens ist, nur angenehme Situationen zu erleben. Herausforderungen und schwere Phasen geben uns Sinn. Ein Leben ohne selbst gewählte Herausforderungen lässt uns schwach werden und ist gefährlich. Denn irgendwann wird eine unvorhergesehene Krise kommen, egal ob privater oder globaler Natur, und dann fehlt uns die Fähigkeit damit umzugehen.

Viele kennen wahrscheinlich diese kurze Geschichte:

“Mein Großvater ging jeden Tag 10 Kilometer in die Arbeit, mein Vater ging 5. Ich bin mit dem Cadillac gefahren, mein Sohn sitzt im Mercedes und mein Enkel wird Ferrari fahren. Doch mein Urenkel wird wieder gehen.”

Der Grund dafür?

Der Autor Michael Hopf beschreibt es folgendermaßen: “Hard times create strong men, strong men create good times, good times create weak men, and weak men create hard times.”

Doch die Erkenntnis beschränkt sich nicht auf materiellen Erfolg. Viel wichtiger ist die mentale und körperliche Gesundheit. Genau darum geht es in dem Buch von Michael Easter “The Comfort Crisis: Embrace Discomfort To Reclaim Your Wild, Happy, Healthy Self”.

Folgendes Zitat von Jerzy Gregorek habe ich bereits im Artikel “Der Weg zu mehr Freiheit” verwendet und es passt hervorragend zu diesem Thema:

Hard choices, easy life. Easy choices, hard life.”

Fordere dich selbst

Kalt duschenein hartes Training oder auch die mentale Belastung im Studium gibt uns einen Kick. Wir fühlen uns lebendig. Auch wenn es nicht angenehm ist, wir leben unser Leben und vegitieren nicht nur im Autopilot dahin. Wir müssen raus aus unserer Komfort-Zone.

Körperlich

Leider hält sich bei vielen immer noch der falsche Glaube, dass ein hartes Training ungesund sei. Doch es ist enorm wichtig unseren Körper zu belasten. Genau darauf sind wir ausgerichtet. Ein gutes Beispiel dafür ist unsere maximale Sauerstoffaufnahme (VO2max). Denn wie Peter Attia in seinem Buch “Outlive” beschreibt, ist dieser VO2max Wert eine der wichtigsten gesundheitlichen Indikatoren. Um unseren VO2max Wert zu verbessern helfen kurze harte Trainings, wo wir an unsere Belastungsgrenzen gehen. Selbes gilt für ein hartes Krafttraining.

Es reicht also nicht täglich 10 Minuten spazieren zu gehen, auch wenn es natürlich besser ist als nichts. Es bringt dich vielleicht in Richtung des durchschnittlichen Gesundheitszustands unserer Bevölkerung. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass der Durchschnitt unser Bevölkerung nicht gesund ist.

Auch Kälte (Eisbäder) und Hitze (Sauna) haben enorm positive Auswirkungen. Es ist also durchaus ratsam unseren Körper zu fordern. Außerdem ist das Gefühl danach großartig.

Stell dich also bewusst körperlichen Herausforderungen.

Langeweile

Wie bereits oben angesprochen, ist auch Langeweile eine starke Form des Unbehagens. Deshalb ist es so schwer, nicht jede frei Minute mit Instagram, YouTube oder TikTok zu füllen. Doch auch wenn es kurzfristig schwer ist, ist es mittel- bis langfristig Gold wert für unsere mentale Gesundheit.

Wir dürfen uns also auch durchaus damit fordern mal nichts zu tun. Du wirst sehen, dass auch das herausfordernd ist. Was mir enorm geholfen hat, ist regelmäßig zu meditieren.

Lies dazu auch die Artikel “Wie wichtig Langeweile sein kann”, “Dopamin Detox” und “Ein unangenehmer Weg um Prokrastination loszuwerden”.

Alleine sein

Dieser Punkt ist auf den ersten Blick vielleicht unintuitiv. Denn in Amerika spricht man mittlerweile von einer “Loneliness epidemic” also einer Epidemie der Einsamkeit.

Doch alleine zu sein und einsam zu sein, sind zwei komplett verschiedene Dinge. Wir können uns in einem Raum voller Menschen einsam fühlen und alleine vollkommen glücklich sein.

Wir sind es einfach nicht mehr gewohnt, alleine zu sein und nichts zu tun. Wie Forscher der University of Virginia zeigten, schocken wir uns lieber selbst, als alleine ohne Ablenkungen in einem Raum mit uns selbst zu sein.

Wir müssen lernen mit uns selbst glücklich zu sein. Das verbessert auch all unsere Beziehungen. Die Psychologie-Professorin Julie Bowker beschreibt es wie folgt: “Building the capacity to be alone probably makes your interactions with others richer. Because you’re bringing to the relationship a person who’s actually got stuff going on in the inside and isn’t just a connector circuit that only thrives off of others.”

Pluspunkte gibt es laut Michael Easter, wenn man die Zeit alleine in der Natur verbringt.

Unser Leben ist absolut großartig und ein wichtiger Teil dafür sind Herausforderungen. Geh ihnen also nicht aus dem Weg, sondern fordere dich bewusst selbst. In einem Jahr wirst du froh sein, heute angefangen zu haben.

Buchempfehlungen

The Comfort-Crisis – Michael Easter

Michael Easter ist Professor für Journalismus und sein Schreibstil ist dementsprechend großartig und fesselnd. Dieses Buch gab mir den Anstoß für diesen Artikel:

Can’t hurt me – David Goggins

Dieses Buch habe ich schon so oft auf dieser Website verlinkt und es ist in meiner persönlichen Top 10. Wenn du es also noch nicht gelesen hast, sollte es auf jeden Fall das nächste auf deiner Liste werden. Es ist auch eines der wenigen Bücher, die ich mehrmals gelesen habe, also auch ein Reminder, es vielleicht nochmals zu lesen:

Abschließend noch ein Zitat von Tony Robbins:

“Success without fulfillment is the ultimate failure.”

Hier eine Bücherliste, falls du auf der Suche nach neuen Büchern bist. Wenn du noch nie Hörbücher probiert hast, kann ich dir das Probeabo von Audible empfehlen. Kostet nichts, ist jederzeit kündbar und du kannst dir das Buch auch nachher noch behalten.

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