Es ist jedem von uns schon mal passiert. Es steht eine wichtige Aufgabe an, sei es eine Seminararbeit an der Uni, ein Bericht für einen Kunden oder jegliche Form kreativ zu sein. Doch wir kämpfen mit uns selbst. Plötzlich ist es wichtiger E-Mails zu checken, eine News Seite zu öffnen oder durch Instagram zu scrollen. Das Problem ist was uns erwartet: die leere Seite. Wir wissen nicht wo und wie wir anfangen sollen. Genau deshalb ist der Start jeder produktiven Arbeit das Schwierigste. In diesem Artikel erfährst du, wie du genau dieses Problem lindern kannst.
Momentum
Es ist nicht die Intensität, mit der wir an Dinge herangehen, sondern unsere Beständigkeit. Bei manchen neuen Projekten starten wir euphorisch (hier hilft die 1:100:1 Regel). Andere hingegen schieben wir vor uns her und können uns nicht überwinden endlich anzufangen. Doch bei beiden gilt: starte klein und halte das Momentum aufrecht.
Warum fällt es uns oft so schwer mit etwas zu starten, von dem wir genau wissen, dass es uns gut tut? Wir wissen, dass wir mit der Seminararbeit bereits jetzt anfangen könnten. Trotzdem schieben wir es bis 2 Wochen vor der Abgabe auf und hadern mit uns selbst. Der Grund ist, dass der Weg nicht genau vorgezeichnet ist. Es reicht nicht einfach einen strukturierten Plan abzuarbeiten. Es ist eine kreative Arbeit und genau das macht es so schwer.
Leider wird es auch nach dem Start nicht unbedingt einfach. Irgendwann kommen wir nämlich wieder an einen Punkt, wo wir nicht wissen wie es weitergeht. Dann machen wir erst mal eine Pause. Allerdings ist das leider häufig ein ungünstiger Zeitpunkt, denn das erschwert die Hürde, dass wir uns erneut motiviert an die Arbeit machen.
Es ist also nicht nur der initiale Start, der uns schwer fällt. Jeder einzelne Tag kann als neuer Start betrachtet werden und immer wieder kämpfen wir mit uns selbst. Schön wärs, wenn wir einfach immer alles durchziehen was wir uns vornehmen, ohne jemals mit uns selbst zu diskutieren. Doch das ist Wunschdenken.
Das Positive ist, wir brauchen keine Motivation, um uns hinzusetzen und zu arbeiten. Denn Motivation kommt häufig aus den Glücksgefühlen, die wir durch den Fortschritt erfahren. Sie kommt also nachdem wir uns überwinden und nicht bereits davor. Lies dazu auch: “Der Mythos der Motivation”.
Haben wir es geschafft uns aufzuraffen und endlich anzufangen, geht es von dort an bergauf. Bei jeder Work-Session ist der Anfang träge. Wir lassen uns noch leicht ablenken und eiern etwas herum. Nach 10 Minuten sind wir dann aber richtig in die Arbeit vertieft und unsere Produktivität steigt an.
Genau deshalb ist Momentum so wichtig. Wir müssen versuchen die Projekte die uns wichtig sind oder weiterbringen, nicht Tage oder gar Wochen unberührt liegen zu lassen. Vielmehr sollten wir jeden Tag in kleinen Schritten daran arbeiten. So wird die Hürde sich immer wieder hinzusetzen überwindbar und das ist das Ziel. Erfolg ist dann nur eine Frage der Zeit.
Doch wie schaffen wir es genau dieses Momentum aufrechtzuerhalten?
Den Start erleichtern
Ernest Hemingway, einer der erfolgreichsten Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger, kannte das Problem der leeren Seite wahrscheinlich nur zu gut. Deshalb war er auch ein Experte darin, diese Hürde zu umgehen:
“The best way is always to stop when you are going good and when you know what will happen next. If you do that every day when you are writing a novel you will never be stuck. That is the most valuable thing I can tell you so try to remember it.”
Die Idee ist also dann aufzuhören, wenn wir genau wissen, was der nächste Schritt ist. Also genau dann, wenn es einfach ist weiterzumachen. Das hat zwei große Vorteile. Erstens, fällt der Start danach viel leichter und zweitens, arbeitet unser Hirn unbewusst an unserem Projekt weiter.
Viele Schriftsteller stoppen deshalb mitten in einem Satz. Das erleichtert das Weiterschreiben und somit den erneuten Start enorm.
Stopp genau dann, wenn es gut läuft und du weißt, was dein nächster Schritt sein wird.
Das hilft mir auch bei meinem Doktorat. Bevor ich aufhöre zu programmieren, schreibe ich mir ein Kommentar, was der nächste Schritt sein wird. Oder ich stoppe direkt nachdem ich einen Code ausgeführt habe, der längere Zeit dauert. So bin ich gespannt auf das was rauskommt, setze mich gerne wieder hin und arbeite an meinem Projekt.
Bei Seminararbeiten kann es deshalb schon hilfreich sein, einfach nur das Dokument mit den vorläufigen Überschriften anzulegen. So müssen nur noch verschiedene Teile ausgefüllt werden und wir sitzen nicht vor der viel gefürchteten leeren Seite.
Pausen timen
Da Momentum so wichtig ist, ist es essentiell unsere Pausen zur richtigen Zeit zu setzen. Das gilt sowohl für kleinere Aufgaben, die ein paar Stunden dauern, als auch für Langzeit-Projekte, die mehrere Monate in Anspruch nehmen.
Bei kleinen Aufgaben ist es wichtig dann aufzuhören, wenn wir denn nächsten Schritt kennen. Bei größeren Projekten, wo wir auch mal mehrere Wochen Urlaub brauchen, ist die Sache etwas komplexer.
Der Autor Steven Pressfield spricht in seiner sehr empfehlenswerten Podcast-Folge bei Tim Ferriss unter anderem darüber, wie er das Momentum aufrechterhält. Eine der spannendsten Aussagen war seine Antwort auf eine Frage die er oft gestellt bekommt: “What do you do between books?” Seine Antwort darauf: “There should never be ‘between books’.”
Die meisten von uns hätten sich wohl genau nach dem Abschluss eines großen Projekts eine wohlverdiente Pause gegönnt. Doch Steven Pressfield meint, dass wir uns damit selbst nichts Gutes tun. Pausen und Auszeiten sind natürlich gerade bei kreativen Arbeiten wahnsinnig wichtig. Allerdings ist der Start danach enorm schwer, wenn wir nicht wissen wie es weitergeht.
Deshalb sollten wir direkt nach Erreichen eines Ziels das nächste Projekt starten und Gas geben. Erst wenn wir soweit sind, dass das Projekt groß und stark genug ist, dass wir es auch nach mehreren Wochen problemlos weiterführen können, sollten wir uns eine Auszeit gönnen.
Generell finde ich die Herangehensweise von Steven Pressfield beeindruckend. Er weiß genau, dass nach Abschluss eines Buches kein Meilenstein erreicht ist, der alles verändert. Oft verschieben wir glücklich zu sein auf den Zeitpunkt, wenn wir unser Ziel XY erreicht haben. Doch wenn es soweit ist, realisieren wir, dass sich nicht viel geändert hat. Der Weg und was wir dabei über uns selbst lernen ist das was zählt.
Durch die Arbeit an großen Projekten, die uns persönlich am Herzen liegen, geben wir unserem Leben Sinn. Wir müssen etwas mit unserer wertvollen Zeit tun. Warum also nicht große bedeutsame Ziele angehen? Du wirst sehen die regelmäßige Arbeit und der Fortschritt bringt dir genau die Glücksgefühle und den Sinn den du suchst.
Zu diesem Thema kann ich dir die beiden Artikel “Das Streben nach Glück” und “Ein Leben in dem wir keinen Urlaub brauchen” empfehlen.
Danke, dass du dich für die Artikel interessiert und ich freue mich immer, wenn du sie teilst oder dich mit mir in Verbindung setzt. Um benachrichtigt zu werden, wenn ein neuer Artikel erscheint, würde ich mich natürlich auch über eine Anmeldung zum Newsletter freuen.
Buchempfehlungen
Mastery – Robert Greene
The Motivation Myth – Jeff Haden
The War of Art – Steven Pressfield
Turning Pro – Steven Pressfield
Do the Work – Steven Pressfield
Abschließend noch ein Zitat von J.P. Morgan:
„The first step towards getting somewhere is to decide you’re not going to stay where you are.“
Hier eine Bücherliste, falls du auf der Suche nach neuen Büchern bist. Wenn du noch nie Hörbücher probiert hast, kann ich dir das Probeabo von Audible empfehlen. Kostet nichts, ist jederzeit kündbar und du kannst dir das Buch auch nachher noch behalten.
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